Wie man einen epileptischen Anfall behandelt. Epilepsie – Reizüberflutung im Gehirn

Veröffentlicht am 21. February 2023. Lesedauer 6min

Was ist eigentlich Epilepsie?

Epilepsie ist eine chronische Erkrankung, die in aller erster Linie das Gehirn betrifft. Beim epileptischen Anfall sind manche Hirnregionen (Hirnrinde) übermäßig aktiv und geben zu viele Signale ab.

Welche Ursachen gibt es für das Auftreten einer Epilepsie?

Bereits eine familiäre bzw. genetische Disposition ist eine häufige Ursache, damit Epilepsie entstehen kann. Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der Erkrankung ist dann höher. Jedoch trifft das nicht in jedem Fall zu und ist individuell zu betrachten.

Andere Ursachen für Epilepsie können direkt am Gehirn selbst vorhanden sein, weil zum Beispiel ein Tumor vorliegt oder der Betroffene einen Schlaganfall oder eine Infektion durchgemacht hat.

Aber auch Schlafentzug, Stress und andere Krankheiten (zum Bsp. HIV und weitere virale, aber auch bakterielle Erkrankungen) können das Auftreten einer Epilepsie erheblich fördern.

Es besteht der Verdacht, dass bestimmte Stoffwechselerkrankungen auch eine Epilepsie auslösen können.

Drogenkonsum ist ebenfalls ein großer Risikofaktor, der im Gehirn Überaktivitäten verursachen kann.

Bestimmte Reize können auch einen epileptischen Anfall auslösen, zum Bsp. Flackerlicht von Bildschirmen oder von anderen Lichtquellen.

Tritt Epilepsie in bestimmten Altersgruppen häufiger auf?

Grundsätzlich kann ein epileptischer Anfall in jedem Lebensalter vorkommen, das heißt vom Baby bis hin zum älteren, betagten Menschen. In zwei Altersabschnitten kommen aber die epileptischen Anfälle im Durchschnitt am häufigsten vor und zwar in den ersten Lebensjahren und nach dem Alter zwischen 50 und 60.

Epilepsie ist in Deutschland eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Schätzungsweise sind bis zu 800.000 Menschen von Epilepsie betroffen. Etwa 5% der Bevölkerung erleidet einmalig im Leben einen epileptischen Anfall, ohne die Erkrankung zu erwerben. Oft passiert dies aufgrund eines Akutereignisses oder wegen einer bestehenden Erkrankung.
In liebevollen Händen: Eine fürsorgliche Mutter beruhigt ihr Kind während eines epileptischen Anfalls, um Sicherheit und Unterstützung zu bieten.


Ab wann spricht man von Epilepsie?

Um die Diagnose Epilepsie zu sichern, müssen bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sein.

Folgendes wird beachtet:

- Es treten zwei nicht provozierte Anfälle oder Anteile davon innerhalb 24 Stunden auf.

- Oder ein nicht provozierter Anfall tritt auf und eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass weitere Anfälle in den nächsten 10 Jahren erfolgen werden.

- Neben diesen Befunden ist auch die Bildgebung, wie ein EEG (Elektroenzephalogramm – Messung der Hirnströme) und MRT vom Kopf von besonderer Bedeutung, ebenso die Anfallsform.

Welche Anfallsformen gibt es bei der Epilepsie?

Allgemein unterscheidet man zwei Hauptformen:

Generalisierte und fokale Anfälle.

Von generalisierten Anfällen spricht man, wenn das ganze Gehirn von Anfang an betroffen ist. Auch diese werden unterteilt in tonische und klonische Anfälle. Aber es gibt auch Mischformen (tonisch-klonisch).

Ein tonischer Anfall kennzeichnet sich durch Verkrampfen oder Versteifen von Gliedmaßen. Bei der klonischen Anfallsform kommt es zu langsamen Muskelzuckungen bestimmter Muskelbereiche.

Fokale Anfälle sind auf eine bestimmte Hirnregion beschränkt, sodass die Symptome nicht immer direkt auf eine Epilepsie deuten können, da sie sich in Muskelzuckungen zum Bsp. im Arm deutlich machen können oder Sehveränderungen hervorbringen, je nach betroffener Region.

Ein fokaler Anfall kann sich aber auch zu einem generalisierten entwickeln.

Bei der Mischform wird auch oft der Begriff „Grand mal“ angewendet. Diese Form wird als schwerwiegendste Erscheinung der Epilepsie genannt. Denn diese kann bis zur Bewusstlosigkeit führen.

Abgesehen von diesen Hauptformen gibt es auch Sonderausprägungen, die vorkommen können.

Welche Symptome sind typisch bei einem epileptischen Anfall?

Es kann zu unterschiedlichen Muskelzuckungen in verschiedenen Körperregionen kommen, ebenso zu Gefühls-, Verhaltens- und Bewusstseinsstörungen. Aber auch Veränderungen im Seh- und Sprachvermögen, die vorübergehend den Betroffenen einschränken, können auftreten.

Die Dauer eines epileptischen Anfalls kann von wenigen Sekunden bis hin zu wenigen Minuten variieren.

Dauert ein epileptischer Anfall länger an (ab 5 Minuten) oder ist der Betroffene in einer Anfallsserie, von der er sich nicht vollständig erholen kann, spricht man vom Status epilepticus.

Es gibt auch Vorboten bzw. Anzeichen von Epilepsie, die vor dem eigentlichen epileptischen Anfall auftreten können, die als so genannte Aura zusammengefasst werden. Diese sind individuell zu betrachten und können visuell auftreten (zum Bsp. in Form von Wahrnehmen von Lichtern oder Punkten), Geruchs- und Geschmackssinn können betroffen sein, aber auch im psychischen (bspw. Halluzinationen) und emotionalen Bereich (Angst, Glücksgefühl) gibt es Ausprägungen.

Was ist zu tun, wenn jemand einen epileptischen Anfall erleidet?

Das Wichtigste ist zunächst, dass man Ruhe bewahrt. Merke dir den Zeitpunkt, wann der Betroffene erste Anzeichen aufzeigt und behalte die Dauer des epileptischen Anfalls im Blick. Sorge dafür, dass die Umgebung sicher ist und befreie sie von spitzen und gefährlichen Gegenständen, soweit es geht. Damit senkst du die Verletzungsgefahr für den Betroffenen und dich selbst.

Bitte die Menschen um dich herum um Abstand. Polster den Kopf des Betroffenen, wenn möglich weich, mithilfe eines Kissens oder dergleichen, um weitere Verletzungen zu vermeiden. Halt denjenigen nicht fest und lasse ihn auskrampfen. Auch solltest du dem Betroffenen nichts in den Mund tun (aufgrund ggfs. Zungenbiss), da du dich dabei selbst verletzen könntest. Eigenschutz geht immer vor. Verständige den Notruf oder lasse jemanden den Rettungsdienst benachrichtigen.

Nach dem Krampfanfall kannst du das Bewusstsein der Person überprüfen und sie ansprechen, sollte sie nicht reagieren, auch nicht auf Rütteln an den Schultern, erfolgt eine Atemkontrolle. Wenn die Person atmet, kann diese in die stabile Seitenlage gebracht werden. Atmet sie nicht, wird der Notruf abgesetzt und dann Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet. Nach dem epileptischen Anfall können auch Wunden oder Verletzungen versorgt werden, wenn welche vorhanden sein sollten.

Wie lebt man mit der Erkrankung Epilepsie?

Da der Alltag verschiedene Gefahren für Betroffene von Epilepsie mit sich bringt, müssen folgende Punkte besonders beachtet werden.

Je nach Ausprägung der Epilepsie wird die Erteilung der Fahrerlaubnis entzogen. Wenn unter bestimmten Voraussetzungen die Fahrtauglichkeit gegeben ist, kann der Betroffene ein Fahrzeug führen. Oftmals ist der Zeitraum der Anfallsfreiheit dafür ausschlaggebend.

Bestimmte Tätigkeiten wie das Schwimmen oder Betreten von Gewässern kann bei einem epileptischen Anfall lebensbedrohlich enden, da das Ertrinkungsrisiko sehr hoch ist, wenn der Betroffene unbeaufsichtigt ist.

Ebenso im Umgang mit Feuer ist das Verbrennungsrisiko erhöht.

Wichtig ist, dass Menschen im Umfeld darüber in Kenntnis gesetzt werden, wenn sie mit demjenigen unterwegs sein sollten der an Epilepsie leidet.

Epilepsie senkt die Lebenserwartung. Denn Betroffene sterben laut Studien häufiger vor dem 56. Lebensjahr. Jedoch ist das abhängig von der Ursache der Epilepsie.

Betroffene, die medikamentös gut eingestellt sind, können jahrelang oder länger anfallsfrei leben.

Fazit:

Epilepsie ist eine Erkrankung, die oft mit Vorurteilen und Stigmatisierung verbunden ist. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass Epilepsie eine medizinische Erkrankung ist und nicht auf eine psychische Störung zurückzuführen ist. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können dazu beitragen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.


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