Erste Hilfe bei einem Knochenbruch: Symptome und Maßnahmen
Die Anzahl an Knochenbrüchen stiegt in den letzten Jahren stetig an. So stiegt die Inzidenz in den Jahren 2009 bis 2019 um 14 %. Gerade bei älteren Menschen können sich aus einem Knochenbruch Komplikationen ergeben, die die Lebensqualität erheblich einschränken. Doch was ist ein Knochenbruch eigentlich? Woran erkennt man einen Knochenbruch? Kann man sich vor Knochenbrüchen schützen? Und wie leistet man bei einem Knochenbruch am besten Erste Hilfe?
Was passiert bei einem Knochenbruch?
Ein Knochenbruch, welcher in der Fachsprache als Fraktur bezeichnet wird, ist eine ungewollte Unterbrechung der Knochenstruktur. Meist kommt es durch Überbeanspruchung oder Gewalteinwirkung zu einem Knochenbruch. Wie beispielsweise bei einem Soldaten, der mit schwerem Gepäck marschieren muss, oder bei einem Sturz, der zu einem Anriss oder Bruch des Knochens führen kann.
Besonders gefährdet sind ältere Frauen. Meistens sind bei einem Knochenbruch die Extremitäten betroffen. Der häufigste Knochenbruch ereignet sich in Deutschland am Unterarmknochen. Bei einem Knochenbruch können die Gelenke ihre Position vollständig verlassen (Dislokation). Verschieben sich die Gelenke dahingegen nur leicht in ihrer Position, so spricht man von einer Subluxation. Neben einem Knochenbruch können aber auch Weichteile beschädigt werden.
Bänder haben die Aufgabe, Gelenke zu stabilisieren. Wird eines dieser Bänder überdehnt, kommt es zu einer Distension, bei einer Verstauchung zur Distorsion. Auch die Muskeln können verletzt werden. Kommt es zu Rissen im Band oder Muskel, spricht man von einer Zerrung. Sind diese vollständig gerissen, so spricht man von einer Ruptur. Zu einer Prellung kommt es, wenn Gewebe gequetscht wird.
Prellungen können Haut, Fettgewebe, Faszien, Muskeln, Sehnen, Knochen und mehr betreffen. Wie kann man sich nach einem Sturz bei so vielen möglichen Verletzungen also sicher sein, ob es ein Knochenbruch ist?
Wie merke ich, ob es ein Knochenbruch ist?
Grundsätzlich unterscheidet man bei den Symptomen für einen Knochenbruch in sichere und unsichere Anzeichen. Die unsicheren Anzeichen können für einen Knochenbruch sprechen, können jedoch auch eine andere Ursache wie eine Prellung oder Verstauchung haben.
Zu den unsicheren Anzeichen für einen Knochenbruch zählen Rötung, Schwellung und Schmerzen. Liegt mindestens ein sicheres Anzeichen für einen Knochenbruch vor, so kann man sich ganz sicher sein, dass ein Knochenbruch vorliegt und man sollte den Arzt aufsuchen.
Zu den sicheren Anzeichen für einen Knochenbruch zählen eine Fehlstellung, ein sichtbarer Knochen und Knochenreiben. Denn normalerweise sind unsere Knochen durch Gelenkflächen miteinander verbunden. Durch den Knorpel und die Synovia, unsere Gelenkschmiere, können unsere Knochen geschmeidig übereinander gleiten, ohne dabei ein Geräusch zu erzeugen. Kommt es nun zu einem Knochenbruch, so reiben Knochenfragmente aneinander und dies kann man manchmal durch ein knirschendes Geräusch, das Knochenreiben, hören.
Lässt man einen möglichen Knochenbruch vom Arzt untersuchen, wird dieser in den meisten Fällen ein Röntgenbild machen, um sich die verletzten Strukturen ansehen zu können. Das Röntgenbild wird dabei meistens in zwei Ebenen durchgeführt, um besser erkennen zu können, um welche Art eines Knochenbruchs es sich handelt.
Welche Arten an Knochenbrüchen gibt es?
Knochenbrüche werden anhand verschiedener Kriterien unterteilt:
• Zahl der Fragmente
Man unterscheidet zwischen Einfragment-Knochenbrüchen, bei denen es zu nur einer Spaltung des Knochens kommt. Stück-Knochenbrüche mit bis zu drei Fragmenten und Trümmer-Knochenbrüche mit mehr als drei Knochenfragmenten. Zu Trümmer-Knochenbrüchen kommt es beispielsweise häufig nach großer Krafteinwirkung wie bei einem Autounfall.
• Lokalisation
Je nachdem welcher Knochen und welche Stelle des Knochens betroffen sind, unterscheidet man zwischen einem Schaft-Knochenbruch, gelenknahem Knochenbruch, Gelenk-Knochenbruch, Wirbelbruch, Knochenbrüchen des Rumpfs und des Schädels.
• Vollständigkeit (komplett/ inkomplett)
Ist die Kortikalis des Knochens, die Knochenrinde, komplett durchtrennt, so spricht man von einem kompletten Knochenbruch. Bei einem inkompletten Knochenbruch sind die Frakturenden noch miteinander verbunden.
• AO-Klassifikation
Diese Klassifikation wird im klinischen Alltag verwendet, um Knochenbrüche durch Zahlen und Buchstaben systematisch zu ordnen. Berücksichtigt werden dabei unter anderem die betroffene Körperstelle, den Schweregrad des Knochenbruchs sowie Haut-, Weichteil- und Gefäßschäden.
• Offene und geschlossene Frakturen
Während bei einem geschlossenen Knochenbruch die darüberliegenden Weichteile wie Haut, Bindegewebe und Muskeln unverletzt sind, ist das Gewebe bei einem offenen Knochenbruch beschädigt.
• Frakturformen
Außerdem unterscheiden Mediziner zwischen verschiedenen Frakturformen, wie beispielsweise Quer- und Längs-Knochenbrüche, bei denen der Knochen vollständig entlang der Quer- oder Längsachse gebrochen ist. Eine Besonderheit stellt die Grünholzfraktur da. Diese Frakturform tritt nur bei Kindern bis zum achten Lebensjahr auf, da die Knochen in diesem Alter noch biegsamer sind. Daher bricht der Knochen nicht komplett durch und das Periost, die Knochenhaut, reißt nicht ein. Es kommt also wie bei einem frischen, grünen Zweig nur zu einem Knick.
Wie kann man Knochenbrüchen vorbeugen?
Vor allem bei älteren Menschen kommt es häufig zu Knochenbrüchen, da ihre Knochendichte zu gering ist. Will man sich also präventiv vor Knochenbrüchen schützen, gilt es Risikofaktoren wie Stolperfallen zu reduzieren und das Knochenwachstum des Körpers zu unterstützen. Das geht am besten durch regelmäßige Bewegung. Wieso Bewegung für den menschlichen Körper so wichtig ist, kannst Du gerne in unserem Beitrag über „Bewegung als Prävention“ nachlesen.
Um die Knochendichte zu erhöhen, eignet sich vor allem Kraftsport. Denn der Körper arbeitet nach dem Prinzip „Use it or loose it“. Also benutze es, oder Du wirst es verlieren. Da man dem Knochen beim Sport durch den Muskelzug suggeriert, dass er stabil sein muss, um das Gewicht zu tragen, wird er sich mit der Zeit immer mehr aufbauen.
Eine weitere Möglichkeit, seinen Knochenaufbau positiv zu beeinflussen, bietet die Kombination aus Kalzium und Vitamin D3. So konnten Studien nachweisen, dass die gemeinsame Gabe von Kalzium und Vitamin D3* bei älteren Frauen für eine Reduktion an Knochenbrüchen führte. Diese Kombination wird sogar als Basismedikation bei Osteoporose-Patienten empfohlen, bei denen die Knochendichte krankheitsbedingt sehr gering ist. Dieser Effekt lässt sich darin begründen, dass Vitamin D3 die Kalzium-Speicher im Knochen aufbaut. Dadurch wird der Aufbau der Knochendichte gefördert, was die Wahrscheinlichkeit, einen Knochenbruch zu erleiden, reduziert.
Auch weitere Mineralstoffe wie Magnesium, Vitamin K und Vitamin C sorgen für einen gesunden Knochenaufbau. Eine gesunde, ausgewogene und vollwertige Ernährung trägt also auch maßgeblich dazu bei, Knochenbrüche zu reduzieren. Aber was, wenn es dennoch zu einem Knochenbruch kommt?
Was sollte man bei einem Knochenbruch tun?
Ist der Knochen einer Person gebrochen, so nimmt sie meistens automatisch eine Schonhaltung ein. Bei Knochenbrüchen des Arms wird der Arm beispielsweise meistens im Ellenbogengelenk um 90° angewinkelt und im Schultergelenk innenrotiert recht nahe am Körper gehalten. Wichtig ist, den Arm bis zum Eintreffen der Rettungskräfte nur noch so wenig wie möglich zu bewegen. Die Schonhaltung sollte also am besten beibehalten werden.
Geschlossene Knochenbrüche kann man beispielsweise mit einer Kältesofortkompresse kühlen. Dabei ist darauf zu achten, die Kältesofortkompresse in ein Tuch einzuwickeln, sodass sie nicht direkt auf der Haut aufliegt. Außerdem sollte man den Knochenbruch maximal 20 min lang am Stück zu kühlen. Anschließend kann bei einem Knochenbruch der oberen Extremität zur Unterstützung der Schonhaltung eine Trageschlaufe angelegt werden.
Handelt es sich um einen offenen Knochenbruch, sollte er wie ein Fremdkörper in der Wunde versorgt werden. Dabei wird der Fremdkörper in der Wunde belassen und möglichst wenig bewegt.
Außerdem kann er mit einem Ringpolster stabilisiert werden. Wie man das am besten macht, kannst Du gerne in einem unserer Erste-Hilfe-Kurse perfekt lernen! In so einer Notsituation ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und den Stress zu reduzieren. Wie Du das am besten machst, erfährst du hier. Anschließend sollte der Rettungsdienst unter der Nummer 112 gerufen werden.
Franz Peter Mosa demonstriert die Verwendung eines Ringpolsters zur Druckentlastung und Schutz von empfindlichen Körperstellen.
Ist ein Knochenbruch ein Notfall?
Ein Knochenbruch sollte so schnell wie möglich behandelt werden. Daher sollte bei Verdacht auf einen Knochenbruch die 112 gerufen werden. Denn wird ein Knochenbruch nicht behandelt, kann es akut zu einem hämorrhagischen Schock kommen, einem Volumenmangelschock, bei dem die betroffene Person sehr viel Blut verliert.
Außerdem sind Wundinfekte, Störungen der Durchblutung und Nervenläsionen sowie gegebenenfalls Wachstumsstörungen bei Kindern oder eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Arthrose bei gelenknahen Brüchen im weiteren Verlauf nicht selten.
Um akut die Funktion der überlebensnotwendigen Organe sicherzustellen und langfristig Komplikationen zu vermeiden, sollte bei einem Knochenbruch also ein Arzt aufgesucht werden. Bis der Rettungsdienst an der Unfallstelle eintrifft, sollte man bestmöglich Erste-Hilfe-Maßnahmen ergreifen. Wenn Du lernen möchtest, wie man im Notfall eine betroffene Person mit einer Rettungsdecke in eine Schocklage legt, kannst Du uns gerne in einem Erste-Hilfe-Kurs in Deiner Nähe besuchen!
Wie lange dauert es, bis ein Knochenbruch verheilt?
Wie ein Knochenbruch behandelt wird und wie lange es dauert, bis er vollständig verheilt ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Besonders von der Art des Knochenbruchs, dem Ort des Knochenbruchs, dem Alter der Person und davon, ob Vorerkrankungen wie beispielsweise Osteoporose vorliegen.
In den meisten Fällen heilen Knochenbrüche jedoch problemlos. Der Zeitraum schwankt dabei zwischen Wochen und Monaten. Die Knochen von Kindern heilen dabei meist schneller als die eines Erwachsenen.
Um den Knochen wieder in seine ursprüngliche Position zu bringen (Reposition), kann der Knochenbruch konservativ oder operativ behandelt werden. Anfangs wird der Knochen meist in einer Schiene ruhiggestellt. Gerade wenn neben dem Knochen auch weiteres Gewebe wie Nerven oder Gefäße verletzt sind, kann es zu Komplikationen kommen, die zu vorübergehenden oder anhaltenden Problemen führen können. Daher ist es wichtig, den Knochenbruch von einem Arzt behandeln zu lassen.
Auch frühzeitige Physiotherapie kann dabei helfen, Beschwerden langfristig zu lindern oder sogar zu vermeiden.
Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass Knochenbrüche nach rechtzeitig ergriffenen Maßnahmen der Ersten Hilfe und einer frühzeitigen Behandlung gute Heilungschancen haben und in den meisten Fällen anschließend ein beschwerdefreies Leben wieder gut möglich ist.
Disclaimer: Die Informationen auf diesem Blog dienen nur zu Informationszwecken und stellen keinen Ersatz für professionelle medizinische Beratung dar. Es wird empfohlen, bei gesundheitlichen Fragen oder Bedenken einen Arzt zu konsultieren. Wir übernehmen keine Haftung für mögliche Schäden durch die Nutzung der Informationen auf diesem Blog.