Die Herz-Lungen-Wiederbelebung am Baby: Anleitung für Ersthelfer und Eltern

Veröffentlicht am 15. October 2025. Lesedauer 7min



Als Ersthelfer stehst du vor einer besonderen Herausforderung, wenn ein Baby plötzlich bewusstlos wird und nicht mehr normal atmet oder die Atmung ganz aussetzt. Diese lebensbedrohliche Situation erfordert schnelles und entschlossenes Handeln. In diesem kritischen Moment ist das Baby vollkommen hilflos und braucht genau deine Unterstützung – dein Einsatz als Ersthelfer ist jetzt unerlässlich, um das Leben des Säuglings zu schützen. Doch mit dem richtigen Erste-Hilfe-Wissen und etwas Übung kannst du selbstbewusst und effektiv handeln. In unserem Beitrag zeigen wir dir Schritt für Schritt, wie du die Herz-Lungen-Wiederbelebung bei einem Säugling richtig durchführst und so zum Lebensretter wirst.

Warum wird die Herz-Lungen-Wiederbelebung eingesetzt?

  • Ein Säugling wird bewusstlos, wenn sein Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Ursachen dafür können unter anderem Unfälle, Erstickungsanfälle oder ein plötzlicher Herzstillstand sein. Besonders betroffen sind dabei drei lebenswichtige Organe: Herz, Lunge und Gehirn. Die Lunge sorgt dafür, dass frische Luft in den Körper gelangt. Das Herz pumpt das sauerstoffreiche Blut zum Gehirn und anderen Organen. Das Gehirn benötigt diesen Sauerstoff, um seine Funktionen aufrechtzuerhalten und das Überleben des Säuglings zu sichern.


  • Setzt die Atmung aus oder schlägt das Herz nicht mehr, droht ein schneller Sauerstoffmangel, der ohne sofortiges Eingreifen zu schweren Folgeschäden oder sogar zum Tod führen kann. In dieser kritischen Situation übernimmst du als Ersthelfer mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung die Funktionen von Herz und Lunge: Durch deine Beatmung versorgst du den Säugling mit frischer Luft, während die Herzdruckmassage das Herz unterstützt, das sauerstoffreiche Blut zum Gehirn und anderen lebenswichtigen Organen zu pumpen. So sicherst du die lebenswichtige Sauerstoffversorgung, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Bewusstseins- und Atemkontrolle: Wann solltest du mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen?

Die Herz-Lungen-Wiederbelebung ist immer dann erforderlich, wenn ein Säugling bewusstlos ist und unnormal oder gar nicht atmet.

So überprüfst du Bewusstsein und Atmung richtig:

  • Bewusstsein prüfen: Sprich das Baby laut an und versuche, eine Reaktion durch sanftes Rütteln, zum Beispiel am Oberkörper hervorzurufen. Zusätzlich kannst du über dem Kopf leicht schnipsen, um eine Reaktion zu provozieren. Reagiert das Baby nicht, rufe laut um Hilfe.


  • Atmung kontrollieren: Bringe den Kopf in eine neutrale Position, indem du ihn vorsichtig leicht nach hinten neigst und das Kinn anhebst. So werden die Atemwege geöffnet. Schaue, höre und fühle bis zu 10 Sekunden lang, ob das Baby normal atmet. Eine normale Atmung zeigt sich durch ruhige, regelmäßige Atemzüge ohne Keuchen, Schnappatmung oder ungewöhnliche Geräusche. Achte dabei besonders auf die Bauchbewegungen des Babys und spüre, ob du Luft an deiner Wange wahrnehmen kannst. Ist das Baby bewusstlos und atmet normal, rufe laut nach Hilfe und bringe es in die stabile Bauchlage oder Fliegerposition, um die Atemwege frei zu halten. Anschließend solltest du umgehend den Notruf wählen und die Atmung kontinuierlich überwachen, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Wichtig: Bist du unsicher, ob die Atmung normal oder unnormal ist, solltest du immer von einer unnormalen Atmung ausgehen und sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen. Dein schnelles und entschlossenes Handeln kann Leben retten.

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Wie führst du die Herz-Lungen-Wiederbelebung bei einem Baby richtig durch?


  • Fünf Beatmungen bei unnormaler Atmung: Wenn das Baby bewusstlos ist und unnormal oder gar nicht atmet, solltest du sofort fünf Beatmungen durchführen, um es mit Sauerstoff zu versorgen. Wenn du sichtbare Fremdkörper im Mundraum des Babys entdeckst, kannst du diese vorsichtig entfernen. Sind die Fremdkörper nicht sichtbar, wische nicht im Mund herum, da du sie sonst tiefer schieben könntest. Konzentriere dich stattdessen auf die Beatmung. Umschließe dazu mit deinem Mund sowohl Mund als auch Nase des Babys (Mund-zu-Mund-und-Nase-Beatmung). Achte darauf, die Luft sanft und langsam einzuatmen, damit sich die Brust des Babys leicht hebt. Die Luftmenge entspricht etwa einem Schnapsglas voll.

Hinweis für größere Kinder:

Bei älteren Kindern wird die Beatmung meist nur über den Mund durchgeführt (Mund-zu-Mund-Beatmung). Mehr zum Thema Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Kindern findest du in unserem Blogbeitrag Bewusstloses Kind? Sofort handeln und Leben retten!


  • Notruf absetzen: Wenn das Baby weiterhin nicht reagiert, setze sofort den Notruf unter 112 ab und beginne mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Rufe außerdem laut um Hilfe, um weitere Ersthelfer hinzuzuziehen.


  • Herzdruckmassage und Beatmung im Wechsel: Lege das Baby zum Stabilisieren auf den Rücken – entweder auf eine feste Unterlage oder auf deinen Unterarm. Drücke 30-mal mit zwei Fingern auf das Brustbein, direkt unterhalb der Brustwarzen. Nach den 30 Herzdruckmassagen folgen 2 Beatmungen (Mund-zu-Mund-und-Nase). Achte darauf, den Kopf nach jeder Herzdruckmassage wieder in eine neutrale Position zu bringen, damit die Atemwege frei bleiben. Wiederhole den Zyklus 30:2 so lange, bis der Rettungsdienst eintrifft oder das Baby wieder reagiert.


Hinweis für größere Kinder:

Bei größeren Kindern kannst du die Herzdruckmassage mit einer oder beiden Händen durchführen, dabei liegt der Druckpunkt ebenfalls auf dem Brustbein unterhalb der Brustwarzen.



Kann ein AED beim Baby eingesetzt werden?

Ja, ein automatisierter externer Defibrillator (AED) kann auch bei Säuglingen eingesetzt werden. Am besten wird die Wiederbelebung zu zweit durchgeführt: Während eine Person die Herz-Lungen-Wiederbelebung übernimmt, sollte die andere sofort einen AED besorgen. Der AED unterstützt die Herz-Lungen-Wiederbelebung, indem er den Herzrhythmus misst und bei Bedarf einen elektrischen Schock abgibt, um das Herz wieder in einen normalen Rhythmus zu bringen. AEDs sind an vielen öffentlichen Orten wie Bahnhöfen, Einkaufszentren oder Sporthallen gut sichtbar angebracht. Du erkennst einen AED an einem grünen Schild mit einem weißen Herz und einem weißen Blitz darin.


Worauf solltest du bei der Anwendung des AED achten?

  • Manche Defibrillatoren verfügen über spezielle Kinder-Elektroden (Kinder-Pads), die kleiner und für Säuglinge besser geeignet sind. In den meisten Fällen sind die Elektroden jedoch für Erwachsene ausgelegt. Die Pads sollten direkt auf die Haut geklebt werden, ohne dass Kleidung dazwischenliegt, um eine gute Stromleitung zu gewährleisten.

  • Schalte danach den AED ein und folge den gesprochenen Anweisungen des Geräts. Der AED misst den Herzrhythmus und entscheidet, ob ein Elektroschock notwendig ist, um das Herz wieder in einen normalen Rhythmus zu bringen. Während der Analyse und der Schockabgabe darf das Baby nicht berührt werden, um eine sichere Anwendung zu gewährleisten.

  • Nach einem Schock musst du sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung im Verhältnis 30 Herzdruckmassagen zu 2 Beatmungen weitermachen, bis der Rettungsdienst übernimmt oder das Baby wieder reagiert. Nur so wird die Sauerstoffversorgung des Gehirns aufrechterhalten und die Überlebenschancen verbessert.

Mehr Informationen zum Thema AED und seiner Funktionsweise findest du in unserem Blogbeitrag: Lebensretter AED – Was du über den Defibrillator wissen solltest.

Fazit:

Die Herz-Lungen-Wiederbelebung ist erforderlich, wenn ein Säugling bewusstlos ist und die Atmung aussetzt oder unnormal ist. In diesem lebensbedrohlichen Zustand erhält das Gehirn nicht genügend Sauerstoff, was schnell zu schweren Folgeschäden oder sogar zum Tod führen kann. Mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung übernimmst du durch gezielte Beatmung und Herzdruckmassage die lebenswichtige Funktion, die Sauerstoffversorgung aufrechtzuerhalten und so das Überleben des Säuglings zu sichern. Deshalb ist es für Ersthelfer besonders wichtig, diese Technik zu beherrschen und regelmäßig in einem Erste-Hilfe-Kurs zu trainieren, um im Ernstfall effektiv und sicher handeln zu können.

Disclaimer: Die Informationen auf diesem Blog dienen nur zu Informationszwecken und stellen keinen Ersatz für professionelle medizinische Beratung dar. Es wird empfohlen, bei gesundheitlichen Fragen oder Bedenken einen Arzt zu konsultieren. Wir übernehmen keine Haftung für mögliche Schäden durch die Nutzung der Informationen auf diesem Blog.