Welt-Reanimations-Tag - so funktioniert die Herzdruckmassage

Veröffentlicht am 16. October 2022. Lesedauer 8min

Welttag der Wiederbelebung

Ein Mann ist vom Fahrrad gestürzt und regungslos am Boden liegengeblieben. Er hat gerade einen Herzinfarkt erlitten. Was er jetzt braucht, ist dringend Hilfe. Eine Spaziergängerin hat die Situation beobachtet und eilt zu dem Betroffenen. Sie spricht ihn an, rüttelt an seinen Schultern und hofft auf eine Reaktion. Es kommt aber keine Reaktion, denn der Mann ist bewusstlos. Die Frau blickt sich hilfesuchend um und ruft laut: „Hier ist ein Notfall, kann mir bitte jemand helfen?“

Was soll sie jetzt tun?
A) seine Atmung kontrollieren
B) den Mann in die stabile Seitenlage legen
C) mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen
D) den Notruf absetzen
E) versuchen, ihn wach zu bekommen

(Die Auflösung folgt später im Text)

Welt-Reanimations-Tag

Der 16. Oktober ist als „World Restart a Heart Day“ der Wiederbelebung gewidmet. An diesem „Welt-Reanimations-Tag“ soll aus Initiative des European Resuscitation Council (ERC) darauf aufmerksam gemacht werden, wie wichtig das Können der Reanimation ist. Denn am meisten helfen können wir Menschen dann, wenn sie in größter Not sind. Und wenn eine Person bewusstlos zu Boden sinkt, kann dieser Notfall lebensgefährlich sein. Warum das so ist, was dann im Körper eines Betroffenen vonstattengeht und vor allem, wie Ersthelfer Erste Hilfe leisten können, davon handelt dieser Beitrag.

Wie kommt es zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand?

Zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand kommt es am häufigsten durch Herzerkrankungen wie einem Herzinfarkt. Dieser entsteht durch eine unzureichende Blutversorgung des Herzens durch einen akuten Verschluss eines Herzkranzgefäßes. Laut Statistischem Bundesamt sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen Todesursache Nummer eins in Deutschland. Aber auch durch Lungenerkrankungen, Stromunfälle, Vergiftungen oder gar als Nebenwirkung verschiedener Medikamente kommt es zum Ausfall des Herzens und damit zum Ende der Blutzirkulation.

Da sich der Herzmuskel nicht mehr genügend zusammenziehen kann, müssen Ersthelfer dies durch die Herzdruckmassage übernehmen. Sie ersetzen damit buchstäblich das Herz des Bewusstlosen. Neben dem Herzen sind die Lunge und das Gehirn die lebenswichtigsten Organe. Fällt die Lunge aus (zu merken an einer unnormalen oder fehlenden Atmung), dann funktionieren die anderen Organe auch nicht mehr. Die Atmung übernehmen Ersthelfer mit der Mund-zu-Mund oder Mund-zu-Nase Beatmung.

Was genau ist Kammerflimmern?

Das Herz kann bei einem Kreislaufstillstand nicht mehr normal arbeiten. Vielen Menschen ist der Begriff des Kammerflimmerns geläufig, bei dem die unteren Herzkammern aus dem Rhythmus kommen. Kammerflimmern ist eine Form von Herzstillstand und kann innerhalb weniger Sekunden zur Bewusstlosigkeit führen.

Ein Defibrillator erhöht die Überlebenschance eines Reanimationspflichtigen


Wie wichtig ist ein Defibrillator bei der Reanimation?

Der Rettungsdienst (oder ein Notarzt) ermittelt mit Hilfe einer Elektrokardiographie, dem EKG, ob Kammerflimmern die Ursache des Herzstillstands ist. Ist dem so, kommt der Defibrillator zum Einsatz, um dem Herzen mit Hilfe von Elektroschocks zu einer Art Neustart zu verhelfen. Ist der Schock erfolglos, muss die Herz-Lungen-Wiederbelebung weiter ausgeführt werden, um den Herzrhythmus zu normalisieren.

Laien dürfen und sollen ebenfalls defibrillieren. Je früher dies geschieht, desto besser für den Betroffenen. Immerhin steigen seine Überlebenschancen enorm, wenn ein Defibrillator zum Einsatz kommt. Im Erste-Hilfe-Kurs lernen Teilnehmer, wie er gehandhabt wird und was sie beachten müssen.

Wo ist ein Defibrillator zu finden?

Zu finden sind automatisierte, externe Defibrillatoren, kurz AEDs, vor allem in öffentlichen Gebäuden wie Bahnhöfen, Flughäfen und Rathäusern. Aber auch in manchen Banken, Apotheken oder Hotels. Sie sind meist gut sichtbar an einer Wand im Eingangsbereich platziert. Im besten Fall weist eine Beschilderung darauf hin, dass sich ein Defibrillator in der Nähe befindet. Auf so einem grünen Schild ist ein weißes Herz mit einem Blitz zu sehen. An immer mehr öffentlichen Orten werden täglich weitere AEDs verschiedenster Initiatoren angebracht. Es ist ratsam, beim Arbeitgeber anzufragen, ob ein Defibrillator angeschafft wird. Wie dieser funktioniert, ist weiter unten in der Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Durchführung der Herz-Lungen-Wiederbelebung nachzulesen.

An immer mehr öffentlichen Orten sind AEDs zu finden.


Schritt-für-Schritt-Anleitung beim Auffinden einer regungslosen Person

Einen Herzstillstand erkennen Ersthelfer daran, dass ein Mensch plötzlich zusammenbricht (oder schon am Boden liegt) und aufhört, normal zu atmen. Dann ist das sofortige Übernehmen der Herz- und Lungenfunktion durch den Ersthelfer ungemein wichtig.

PRIMEROS gibt im Folgenden eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für das richtige Erkennen einer lebensbedrohlichen Bewusstlosigkeit bis hin zur Herz-Lungen-Wiederbelebung.

Was tun bei Bewusstlosigkeit?

Zurück zur Eingangsfrage zu Beginn des Artikels. Der Radfahrer liegt regungslos am Boden und die Frau stellt fest, dass er bewusstlos ist. Was soll sie jetzt tun?

A) seine Atmung kontrollieren
B) den Mann in die stabile Seitenlage legen
C) mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen
D) den Notruf absetzen
E) versuchen, ihn wach zu bekommen

Kurz vorweg: es sind mehrere Antworten richtig. Wenn wir aber der Reihenfolge nach gehen, ist das Wichtigste, das die Helferin jetzt tun kann, sich für eine der Optionen von A bis E zu entscheiden. Für welche der übrigen Antwortmöglichkeiten sie sich dann entscheidet, hängt nämlich von einer elementaren Sache ab: der Atmung. Antwort A ist also richtig und das erste, was überprüft werden sollte (auch der Rettungsdienst überstreckt den Kopf des Patienten und kontrolliert immer zuerst A wie in Airway. Die Sanitäter klären damit, ob die Atemwege frei sind und eine normale Atmung vorhanden ist). Denn ob und wie der Bewusstlose atmet, ist entscheidend für das weitere Vorgehen von Ersthelfern.

Schritt 1: Ist die betroffene Person ansprechbar?

Zuerst ist zu prüfen, in welchem Bewusstseinszustand sich die betroffene Person befindet. Kommt auf Ansprechen keine Reaktion, kann man sie an den Schultern anfassen. Gibt’s auch dann keine Reaktion, geht man in der Notfallrettung von Bewusstlosigkeit aus. Dann sollte sofort weitere Hilfe hinzugerufen werden. Diese kann dann weitere Aufgaben übernehmen wie zum Beispiel den Notruf absetzen, einen Defibrillator holen oder den Rettungsdienst einweisen. Trägt der Betroffene eine Brille, so ist diese abzunehmen.

Schritt 2: Überprüfung der Atmung

Mit überstreckt gehaltenem Kopf prüft die Ersthelferin bis zu zehn Sekunden mit ihren Sinnen Hören, Sehen, Fühlen oder Tasten, ob eine normale Atmung festzustellen ist. Wie eine normale von einer unnormalen Atmung zu unterscheiden ist, wird im Erste-Hilfe-Kurs beigebracht. Eine Pulskontrolle führen Laienhelfer nicht durch. Stellt die Helferin bei der Atemkontrolle keine normale Atmung fest,

Schritt 3: Notruf absetzen

greift sie sofort zum Handy und wählt die Notrufnummer 112. Denn ab jetzt ist keine Zeit zu verlieren. Der Rettungsdienst muss alarmiert sein, wenn sie mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnt.

Schritt 4: 30x Herzdruckmassage

Der Oberkörper des Betroffenen muss entkleidet werden. Die Helferin drückt 30-mal mit beiden Handballen 5cm tief in die Mitte des Brustkorbs.

Schritt 5: 2x Beatmung

Anschließend beatmet die Helferin 2-mal entweder Mund-zu-Mund oder Mund-zu-Nase.

Dieser Zyklus von 30-mal Herzdruckmassage und 2-mal Beatmen wird so lange ausgeführt, bis professionelle Hilfe eintrifft. Am besten gibt es einen Helferwechsel nach fünf Zyklen.

Die Durchführung der Herz-Lungen-Wiederbelebung

Im Folgenden soll noch tiefer auf die Schritte vier und fünf eingegangen werden.

Die richtige Stelle für die Herzdruckmassage

Der Betroffene sollte auf einem harten Untergrund liegen. Die Helferin kniet hüftbreit auf Höhe seines entblößten Oberkörpers und setzt beide Handballen auf die Mitte seiner Brust. Als Faustregel gilt: zwischen die Brustwarzen einer gedachten Männerbrust. Mit durchgestreckten Armen drückt sie 30-mal im Rhythmus von 100-mal die Minute in den Brustkorb.

Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Minute.


Durchführung der Beatmung

Nach 30-mal Drücken wird der Betroffene 2-mal beatmet. Dafür muss sein Kopf überstreckt werden und für die Mund-zu-Mund Beatmung die Nasenflügel zugehalten werden. Bei der Mund-zu-Nase Beatmung pustet die Helferin 2-mal in die Nase und hält dabei den Mund des Betroffenen zu.

Anwendung des Defibrillators

Der AED soll von weiteren Helfern gebracht werden. Die Elektroden sind auf die nackte Brust des Betroffenen zu kleben. Eine Anleitung mit Bildern ist stets beim Gerät dabei. Außerdem spricht der Defibrillator auf Deutsch und sagt der Helferin Schritt für Schritt, was zu tun ist. Falsch machen kann sie eigentlich nichts. Das Gerät erkennt genau, ob es einen Schock abgeben muss. Falls dies der Fall ist, muss die Helferin aber währenddessen Abstand halten, um sich selbst vor einem Stromschlag zu schützen. Nach dem Schock ist der Stromkreis unterbrochen und der Betroffene kann wieder berührt werden. Ist der Schock erfolglos, muss die Herz-Lungen-Wiederbelebung weitergeführt werden.

Nochmal zusammengefasst: Der German Resuscitation Council, der Deutsche Rat für Wiederbelebung empfiehlt folgendes Vorgehen und in dieser Reihenfolge:

Keine Reaktion, keine normale Atmung, Notruf 112, 30 Thoraxkompressionen, 2 Beatmungen, Wiederholung im Wechsel, sobald ein AED eintrifft anwenden und Anweisungen befolgen. So lange, bis professionelle Hilfe eintrifft und ablöst. Mit Thoraxkompressionen ist die Herzdruckmassage gemeint, der Thorax ist der Brustkorb.

Am meisten helfen können wir Menschen dann, wenn sie in größter Not sind. Am internationalen Tag der Wiederbelebung wird auf etwas elementares aufmerksam gemacht: Bei einem Kreislaufstillstand können Ersthelfer Leben retten. Wie groß die Bereitschaft ist, bei einem Notfall zu helfen, ist HIER zu lesen


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