Stark blutende Wunde – Wie stoppe ich die Blutung richtig?

Stark blutende Wunden, wie tiefe Schnitt- oder Platzwunden sowie Verletzungen durch Quetschungen, können lebensbedrohlich sein. Solche Blutungen sind oft sehr heftig und können ohne schnelle und richtige Versorgung zu einem gefährlichen Blutverlust führen. Für Ersthelfer kann der Umgang mit stark blutenden Wunden deshalb besonders anspruchsvoll sein – doch mit dem richtigen Wissen und gezieltem Handeln kannst Du in solchen Situationen entscheidend helfen. In diesem Beitrag zeigen wir Dir, wie Du bei stark blutenden Wunden sicher und effektiv vorgehst – vom Schutz Deiner eigenen Person über das Hochlagern der verletzten Stelle bis hin zum korrekten Anlegen eines Druckverbandes. So bist Du bestens vorbereitet, um im Ernstfall Leben zu retten.
Warum ist der Eigenschutz bei stark blutenden Wunden so wichtig?
Bevor Du einer blutenden Person hilfst, solltest Du immer zuerst an Deinen eigenen Schutz denken. Offene Wunden bergen das Risiko, Krankheitserreger zu übertragen. Trage deshalb stets Einmalhandschuhe, um den direkten Kontakt mit Blut zu vermeiden und die Wunde vor Keimen zu schützen. So schützt Du Dich selbst und verringerst gleichzeitig das Infektionsrisiko für die verletzte Person.
Wie kann Hochlagern die Blutung verringern?
Bei einer blutenden Verletzung am Arm oder Bein kannst Du die Blutung oft schon durch Hochlagern der betroffenen Extremität verringern. Hebe den Arm oder das Bein über Herzhöhe an, damit der Blutfluss zur Wunde reduziert wird, da das Herz das Blut nicht mehr so leicht nach oben pumpen kann. Dieses einfache Mittel unterstützt die Blutstillung und kann den Blutverlust deutlich reduzieren. Wichtig ist, die Extremität ruhig zu halten, um weitere Verletzungen zu vermeiden. Kombiniere das Hochlagern möglichst immer mit anderen Erste-Hilfe-Maßnahmen, wie dem Anlegen eines Druckverbandes, um die Blutung effektiv zu kontrollieren.
Wie lege ich einen Druckverband richtig an?
Der Druckverband ist die wichtigste Erste-Hilfe-Maßnahme, um eine starke Blutung zu stoppen. Für den Druckverband brauchst Du zwei Verbände: eine sterile Wundauflage und ein Druckpolster (zum Beispiel ein verschlossenes Verbandspäckchen).
Wunde abdecken: Lege die keimarme Wundauflage vorsichtig auf die blutende Stelle. Trage dabei unbedingt Schutzhandschuhe, um Deinen Eigenschutz zu gewährleisten. Wickle den Verband so um die Verletzung, dass die Wundauflage sicher an ihrem Platz bleibt.
Druckverband anlegen: Platziere das Druckpolster direkt auf der Wundauflage. Wickle den Verband von allen Seiten fest um das Druckpolster, sodass der Druck gleichmäßig verteilt wird und die Blutung gestoppt wird.
Kontrolle: Der Verband sollte fest, aber nicht zu eng sitzen. Prüfe die Durchblutung, indem Du die Nagelbettprobe machst. Drücke dazu kurz auf das Nagelbett eines Fingers oder Zehs, bis es weiß wird, und lasse dann los. Wenn die Farbe innerhalb von etwa zwei Sekunden zurückkehrt und der Nagel rosig bleibt, ist die Durchblutung ausreichend. Bleibt die Nagelfarbe länger blass oder blau, sitzt der Verband zu fest und muss sofort gelockert werden, um eine Durchblutungsstörung zu vermeiden.
Ist Dein Verbandskasten für starke Blutungen gerüstet?
Das Prinzip des Druckverbands funktioniert unabhängig vom Material, solange der Druck auf die Wunde ausreichend ist. Bei stark blutenden Wunden ist es besonders wichtig, dass Dein Verbandskasten gut ausgestattet und vollständig ist. Deshalb solltest Du regelmäßig überprüfen und sicherstellen, dass alle wichtigen Materialien – wie sterile Wundauflagen, Druckpolster und Verbände – vorhanden und unversehrt sind.
Nutze auch den Vorteil von app-gesteuerten Verbandskästen wie dem PocDoc: Diese smarten Systeme geben Dir per App gezielte Schritt-für-Schritt-Anweisungen mit Bildern und kurzen Sätzen – zum Beispiel beim Anlegen eines Druckverbandes. So bist Du im Notfall noch besser vorbereitet. Weitere hilfreiche Tipps zur optimalen Ausstattung findest Du in unserem Blogbeitrag: „Erste-Hilfe-Verbandskasten: Warum er in keinem Auto, Betrieb und Haushalt fehlen darf“ – dort erfährst Du alles, was Du über die richtige Zusammenstellung und Pflege Deines Erste-Hilfe-Sets wissen musst.
Schock erkennen und richtig handeln: Was Du wissen musst
Jede starke Blutung kann zu einem erheblichen Blutverlust führen, der die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff und lebenswichtigen Nährstoffen stark beeinträchtigt. Dadurch sind zentrale Organe wie Herz, Gehirn und Lungen nicht mehr ausreichend durchblutet, was ihre Funktion gefährdet und in der Folge einen lebensbedrohlichen Schock auslösen kann. Typische Anzeichen für einen Schock sind:
Blässe und Schwindel
Frieren und Zittern
Unruhe und Verwirrtheit
Treten eines oder mehrere dieser Anzeichen auf, ist eine umgehende Schockvorbeugung notwendig:
Bringe die verletzte Person in die sogenannte Schocklage. Lege die Person flach auf den Rücken und hebe die Beine etwa 20 bis 30 Zentimeter über Kopfniveau an, damit das Blut besser zum Herzen zurückfließen kann. Decke die Person zu und verwende, wenn möglich, eine Rettungsdecke, wobei die goldene Seite nach außen zeigt, um die Körperwärme bestmöglich zu speichern und vor Kälte zu schützen. Stoppe danach die Blutung, beruhige die betroffene Person und versichere ihr, dass Hilfe unterwegs ist.
Sprich die Person an und schüttle sie vorsichtig an der Schulter, um ihre Reaktionsfähigkeit zu prüfen. Führe anschließend eine Atemkontrolle durch, um festzustellen, ob die Atmung normal ist. Beobachte währenddessen die Atmung und das Bewusstsein genau. Ist die Person bewusstlos und atmet normal, bringe sie in die stabile Seitenlage und wähle anschließend den Notruf 112. Bei unnormaler Atmung oder Atemstillstand wähle zuerst sofort den Notruf 112 und beginne dann umgehend mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung, bis der Rettungsdienst eintrifft. Rufe laut um Hilfe, damit weitere Helfer alarmiert werden, und organisiere einen Helferwechsel, um die Wiederbelebung effektiv fortzusetzen. Nutze, wenn verfügbar, einen automatisierten externen Defibrillator (AED) zur Unterstützung der Wiederbelebungsmaßnahmen. Bei einem Schock besteht immer Lebensgefahr. Deshalb sollte in jedem Fall sofort der Notruf 112 gewählt werden!
Du möchtest Dir von ausgebildeten Dozenten zeigen lassen, wie man einen Druckverband richtig anlegt und wie Du eine verletzte Person sicher in die Schocklage bringst? Dann besuche den PRIMEROS Erste-Hilfe-Kurs und lerne praxisnah, wie Du im Notfall sowohl effektive Methoden zur Blutstillung als auch die richtige Schockversorgung sicher anwendest. Alternativ bietet Dir die WebAcademy einen Online-Kurs an, mit dem Du flexibel und bequem von zu Hause aus, dieselben wichtigen Erste-Hilfe-Fähigkeiten erlernen kannst.
Fazit:
Der Umgang mit stark blutenden Wunden stellt für Ersthelfer oft eine große Herausforderung dar. Wenn Du jedoch weißt, wie Du Dich selbst schützt und die verletzte Stelle hochlagerst, legst Du die Grundlage für eine effektive Versorgung. Dazu gehört auch, einen Druckverband richtig anzulegen und die Schocklage sicher anzuwenden, um die Blutung zu stoppen und die Person zu stabilisieren. Mit diesem Wissen kannst Du einer verletzten Person sicher und verantwortungsvoll helfen, bis der Rettungsdienst eintrifft. Wichtig ist außerdem, Dein Wissen regelmäßig in einem Erste-Hilfe-Kurs aufzufrischen, um im Notfall stets gut vorbereitet zu sein.
Disclaimer: Die Informationen auf diesem Blog dienen nur zu Informationszwecken und stellen keinen Ersatz für professionelle medizinische Beratung dar. Es wird empfohlen, bei gesundheitlichen Fragen oder Bedenken einen Arzt zu konsultieren. Wir übernehmen keine Haftung für mögliche Schäden durch die Nutzung der Informationen auf diesem Blog.