Lebensgefahr durch Böller & Raketen – Erste Hilfe bei Amputationen
Jedes Jahr führen Unfälle mit Feuerwerkskörpern rund um Silvester zu zahlreichen Verletzungen – darunter auch Amputationen von Fingern, Händen oder anderen Gliedmaßen. Eine Amputation ist immer ein medizinischer Notfall, bei dem schnelles und gezieltes Handeln gefragt ist. Mit den richtigen Maßnahmen kannst du als Ersthelfer das Leben eines Menschen retten und schwere gesundheitliche Folgen verhindern.
In unserem Beitrag erfährst du, wie du bei einer Amputation Schritt für Schritt vorgehst: von der Erstversorgung bis zur sachgerechten Lagerung des Amputats – damit du im Ernstfall sicher helfen kannst.
Amputation: Was im Körper passiert
Bei einer Amputation wird ein Körperteil – etwa ein Finger, eine Hand oder ein Teil eines Arms oder Beins – vollständig vom Körper getrennt. Dabei werden wichtige Strukturen wie Blutgefäße, Nerven, Muskeln, Sehnen und Knochen verletzt. Am verbleibenden Stumpf kommt es häufig zu starken Blutungen, die schnell lebensbedrohlich werden können. Das abgetrennte Körperteil, auch Amputat genannt, erhält keinen Sauerstoff und keine Nährstoffe mehr. Wird das Amputat nicht schnell und richtig versorgt sowie gekühlt, beginnt das Gewebe nach kurzer Zeit abzusterben. Nur durch eine schnelle und geeignete Erstversorgung besteht die Chance, dass das Körperteil später wieder erfolgreich angenäht werden kann. Deshalb ist es entscheidend, nach einer Amputation sofort Erste Hilfe zu leisten und sowohl den Stumpf als auch das Amputat optimal zu versorgen.
Schockgefahr nach einer Amputation: Warnsignale erkennen
Bei einer Amputation besteht ein besonders hohes Risiko für einen Volumenmangelschock (hypovolämischer Schock). Durch den starken Blutverlust sinkt die Blutmenge im Kreislauf, wodurch vor allem das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Die Folge kann eine schnelle Bewusstlosigkeit und akute Lebensgefahr für die betroffene Person sein.
Typische Warnzeichen für einen Schock sind:
Blässe und Schwindel
Frieren und Zittern
Unruhe und Verwirrung
Ist die betroffene Person ansprechbar und bei Bewusstsein, hilf ihr behutsam, sich in Rückenlage zu begeben. Bringe die betroffene Person in die sogenannte Schocklage, indem du die Beine am besten auf einen Stuhl legst. Achte darauf, die Beine an den Fersen aufzulegen, damit keine Druckstellen entstehen, und hebe sie so an, dass sie etwa 20 bis 30 Zentimeter über dem Kopfniveau liegen. So kann das Blut wieder besser in lebenswichtige Organe wie Herz und Gehirn fließen und der Kreislauf stabilisiert werden. Achte darauf, dass die Person warm zugedeckt ist, am besten mit einer Rettungsdecke, um ein Auskühlen zu vermeiden. Bleibe an ihrer Seite, führe beruhigende Gespräche und kontrolliere regelmäßig die Atmung und das Bewusstsein. Verzichte darauf, Getränke oder Speisen zu reichen, und lasse die verletzte Person nicht allein. So stellst du sicher, dass sie bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes optimal betreut ist.
Erste Hilfe bei Amputation: So versorgst du den Stumpf
Achte zu Beginn immer zuerst auf deinen Eigenschutz und ziehe möglichst direkt Einmalhandschuhe an, um dich vor Infektionen durch Blutkontakt zu schützen. Rufe anschließend laut um Hilfe, damit umstehende Personen auf die Situation aufmerksam werden und dich unterstützen oder den Notruf wählen können. Konzentriere dich nun auf die Versorgung des Stumpfs, da durch den Blutverlust eine akute Lebensgefahr besteht. Decke die Wunde mit einem keimarmen, sauberen Tuch oder Verband ab und bringe anschließend einen Druckverband an, um die Blutung zu stoppen. Die Versorgung des Stumpfs hat immer oberste Priorität, da durch den Blutverlust akute Lebensgefahr besteht. Erst danach solltest du dich um das abgetrennte Körperteil kümmern.
Amputat schützen: Sichern und kühlen für bessere Heilungschancen
Falls sich in der Nähe freilaufende Tiere aufhalten oder das Amputat offen auf dem Boden liegt, solltest du das abgetrennte Körperteil unbedingt schnell sichern, damit es nicht verloren geht oder beschädigt wird. Wickle es immer in ein sauberes, keimarmes Tuch oder einen Verband, um es zusätzlich vor Schmutz und Verunreinigungen zu schützen. Achte darauf, dass das Amputat möglichst zügig gekühlt wird. Die fachgerechte Aufbewahrung hilft, das Gewebe zu erhalten und schafft bessere Voraussetzungen für eine spätere Wiederanbringung.
Die 2-Tüten-Technik: Wie du das abgetrennte Glied optimal kühlst
Die 2-Tüten-Technik hat sich als zuverlässige Methode bewährt, um das Amputat möglichst gut zu versorgen und das Gewebe zu schützen. Dafür verstaust du das Amputat zunächst in einer luftdicht verschlossenen Plastiktüte, sodass keine Feuchtigkeit eindringen kann. Diese Tüte legst du anschließend in eine zweite, größere Plastiktüte, die du mit kaltem Wasser füllst. Füge gegebenenfalls einige Eiswürfel zum Wasser hinzu und bewege das Wasser vorsichtig, damit sich die Kälte gleichmäßig verteilt. Achte jedoch darauf, dass das Wasser nicht zu kalt ist, damit das Gewebe nicht erfriert. Sorge stets dafür, dass beide Tüten sicher verschlossen sind, damit das Amputat trocken bleibt und nicht direkt mit Wasser oder Eis in Kontakt kommt. Bewahre das gekühlte Amputat bis zum Eintreffen der Rettungskräfte bei der verletzten Person auf, damit es im Notfall sofort gefunden und fachgerecht versorgt werden kann.
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Notruf und Betreuung bei einer Amputation: Schritt für Schritt richtig reagieren
Nachdem du die Blutung am Stumpf gestoppt hast, rufe sofort den Notruf 112 an. Gib dabei an, welches Körperteil betroffen ist und wie schwer die Blutung war. Bleibe während des gesamten Notfalls an der Seite der verletzten Person und beobachte aufmerksam ihren Zustand. Führe regelmäßig eine Atemkontrolle durch und überprüfe das Bewusstsein, um möglichst früh auf Veränderungen reagieren zu können. Sollte die betroffene Person bewusstlos sein, aber regelmäßig und normal atmen, bringe sie in die stabile Seitenlage. So werden die Atemwege freigehalten und das Risiko weiterer Komplikationen minimiert. Ist die Atmung unnormal oder setzt sie ganz aus, beginne umgehend mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Solltest du dir unsicher sein, ob die Atmung der betroffenen Person normal ist, gehe zur Sicherheit stets von einer unnormalen Atmung aus und starte sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Wechsle dich bei der Wiederbelebung idealerweise mit weiteren Helfenden ab, um die Qualität der Maßnahmen zu sichern. Eine ausführliche Anleitung zur Herz-Lungen-Wiederbelebung findest du in unserem Blogbeitrag „Leben retten mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung“.
Bleibe ruhig an der Seite der verletzten Person, sprich beruhigend mit ihr und halte wenn möglich ihre Hand. Starke Blutungen wirken oft sehr dramatisch und es ist völlig normal, sich in einer solchen Situation hilflos oder ängstlich zu fühlen. Deine ruhige Anwesenheit und dein Zuspruch können erheblich dazu beitragen, die seelische Belastung in dieser Ausnahmesituation zu lindern, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Fazit:
Notfall Amputation – Erste-Hilfe-Kenntnisse geben Sicherheit
Silvester bringt jedes Jahr besondere Unfallgefahren mit sich – Feuerwerkskörper führen leider immer wieder zu schweren Verletzungen. Auch wenn Amputationen selten sind, können sie gerade in dieser Zeit durch unsachgemäßen Umgang mit Böllern und Raketen passieren. Wenn du die wichtigsten Sicherheitsregeln beachtest, schützt du dich und andere von Anfang an vor schweren Verletzungen. Kommt es dennoch zu einer Amputation, ist es wichtig, ruhig zu bleiben und gezielt zu handeln. Auch ohne medizinische Vorkenntnisse kannst du viel bewirken: Stoppe die Blutung, bringe die verletzte Person in die Schocklage, sichere und kühle das Amputat und bleib bei der verletzten Person, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Die regelmäßige Auffrischung deiner Erste-Hilfe-Kenntnisse gibt dir die Sicherheit, im Notfall richtig zu handeln. PRIMEROS steht dir dabei als verlässlicher Partner für erstklassige Erste-Hilfe-Kurse zur Seite – informiere dich am besten gleich über Angebote in deiner Nähe. Dein Einsatz kann Leben retten!