Welt-Diabetes-Tag - Fakten über die Zuckerkrankheit

Veröffentlicht am 14. November 2022. Lesedauer 9min

Den meisten Menschen ist Diabetes ein geläufiger Begriff. Was aber genau dahintersteckt, ist vielen nicht im Detail klar. Im Rahmen des Welt-Diabetes-Tags möchte PRIMEROS zur Aufklärung beitragen und hat einige nützliche Fakten in diesem Beitrag zusammengetragen. Denn Aufklärung und Vorbeugung sind die entscheidenden Stellschrauben zur Bekämpfung von Diabetes. Wichtig ist neben der Prävention aber auch, wie eine Über- oder Unterzuckerung erkannt wird und wie Menschen dann helfen können.

Internationaler Diabetes-Tag

Seit über 30 Jahren machen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die International Diabetes Federation (IDF) mit diesem internationalen Aktionstag auf die steigende Verbreitung der Zuckerkrankheit aufmerksam. Die Wahl fiel auf den 14. November, da an diesem Tag der kanadische Arzt Sir Frederick Banting geboren wurde. Dieser bekam für seine Entdeckung des Insulins 1922 den Medizinnobelpreis.

Was ist Diabetes?

Diabetes mellitus ist ein Überbegriff für verschiedene Erkrankungen des Stoffwechsels. Es handelt sich um einen Insulinmangel oder eine Insulinresistenz und daher um einen chronisch erhöhten Blutzuckerspiegel.

Das Wort „Diabetes“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „hindurchfließen“. Auf Latein steht „mellitus“ für „honigsüß“. Der Begriff hat den Hintergrund, dass Ärzte in der Antike die Zuckerkrankheit daran erkannten, dass die Patienten einen verstärkten Durst aufwiesen und dementsprechend häufiger Wasserlassen mussten. Außerdem schmeckte ihr Urin auffallend süß.

Wie viele Menschen haben Diabetes?

Vielleicht ist dem ein oder anderen dieses ungewöhnlich abstehende, runde Pflaster am Oberarm einer fremden Person aufgefallen. Hierbei handelt es sich um einen Glukosesensor, der kontinuierlich den Gewebezuckerspiegel misst. Dieses Messsystem wird „Continous Glucose Monitoring“ (CGM) genannt. Unter dem Pflaster befindet sich eine Nadel, die ins Unterhautfettgewebe führt. Ein Sensor bestimmt den Glukosewert und sendet diesen an ein Empfängergerät. Auf diese Weise müssen Betroffene nicht ständig in den Finger gestochen werden, um mit Hilfe eines Blutzuckermessgeräts selbigen zu messen.

Achtung, es folgen ein paar Zahlen: Laut dem Bundesgesundheitsministerium leiden in Deutschland etwa 7,2 Prozent der Erwachsenen an Diabetes mellitus. Aber auch bei Jugendlichen wird Typ-2 immer häufiger diagnostiziert. Tatsächlich stellt Diabetes bei Kindern die häufigste Stoffwechselerkrankung dar. Geschätzt wird, dass ca. 30.000 Menschen unter 19 Jahren daran leiden. Insgesamt leben 8,5 Millionen Menschen in Deutschland mit der Zuckerkrankheit. Pro Jahr kommen mehr als eine halbe Million Neuerkrankungen hinzu. Nicht zu vergessen ist die Dunkelziffer.

Was sind die Ursachen für Diabetes?

Uns allen ist bekannt, dass unsere Gesellschaft zu dick ist. Mehr als die Hälfte der Frauen und zwei Drittel der Männer sind übergewichtig, Tendenz steigend. Dieses Übergewicht fördert Typ-2-Diabetes. Ebenso wie eine ungesunde Ernährung steigern hohe Blutfette und ein erhöhter Blutdruck das Risiko. Leider begünstigt auch Bewegungsmangel die Zuckerkrankheit, von dem wir uns ebenfalls bewusst sind, dass er in großem Maße verbreitet ist.

Ein weiterer Risikofaktor ist die familiäre Veranlagung. Diese kann auch Einfluss auf Typ-1-Diabetes haben. Leiden bereits Großeltern und Eltern an Diabetes und sind weitere Familienmitglieder stark übergewichtig, ist das Risiko hoch, selbst an Adipositas und Diabetes zu erkranken. Forscher vermuten, dass die falsche Ernährung von Babys und Infektionen bei Kindern Einfluss auf die Entstehung von Typ-1-Diabetes haben. Übergewicht ist es bei diesem Typ nämlich nicht.

Was sind typische Anzeichen für Diabetes?

Täglich leichte Schwankungen des Blutzuckerspiegels sind auch bei gesunden Menschen völlig normal. Bei ihnen liegt der Normalwert, abhängig davon, wann und was sie gerade gegessen haben, zwischen 70-120 Milligramm Zucker pro Deziliter oder 3,9-5,6 Millimol pro Liter.

Zu den auffälligen Symptomen zählen unter anderem ein erhöhter Durst sowie ein übermäßiger Harndrang: der Körper versucht, den überschüssigen Zucker über die Nieren auszuscheiden, was diesen immens schadet. Durch das viele Wasserlassen dehydriert der Körper wiederum. Trockene Haut und ein daraus entstehender Juckreiz sind die Folge. Auch deuten Schwindel, Übelkeit, Müdigkeit, Antriebsschwäche und Konzentrationsprobleme auf Diabetes hin. Ebenso leiden Betroffene unter schlecht heilenden Wunden und Infektionen, vor allem der Harnwege aufgrund des erhöhten Zuckerspiegels. Bei Kindern kommen Wachstumsstörungen und Gewichtsabnahme hinzu. Durch geschädigte Blutgefäße im Auge kommt es häufig zu Sehproblemen. Viele Menschen erblinden aufgrund der Krankheit.

Und das ist nur eine der schweren Begleit- und Folgeerkrankungen, die Betroffene oft (auch aufgrund der späten Diagnose) im Laufe der Zeit entwickeln. Menschen mit Diabetes bekommen häufiger Depressionen und sind doppelt gefährdet, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erleiden. Laut dem „Gesundheitsbericht Diabetes 2022“ von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) erhöht Diabetes auch das Schlaganfall-Risiko um das Doppelte bis Dreifache. Viele Menschen erleiden Nierenschäden und werden dialysepflichtig.

Etwa alle acht Sekunden stirbt ein Mensch weltweit an Diabetes. In Deutschland sind es drei in der Stunde. Diese Zahlen sind erschreckend und lassen erahnen, welch tiefgreifende Auswirkungen die Krankheit birgt.

Welche Diabetes-Typen gibt es?

Die bekanntesten Formen sind wie oben bereits erwähnt Typ-1- und Typ-2-Diabetes mellitus. Beide unterscheiden sich aber voneinander.

Typ-1-Diabetes

ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die insulin-produzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört werden. Das dadurch fehlende Insulin wäre aber dafür zuständig, den Zucker durch die Körperzellen aus der Nahrung aufzunehmen. So bleibt zu viel Zucker im Blut. Dieser erhöhte Blutzuckerspiegel ist schädlich für die Gesundheit und schädigt die Nieren, Nerven, Augen, Füße und das Herz.

Der Anteil an Menschen mit diesem Typ ist relativ gering und macht in Deutschland nur etwa fünf Prozent der Diabetiker aus. Jährlich erkranken ca. 4.000 Erwachsene neu an Typ-1-Diabetes. Etwas häufiger betroffen sind hierbei Männer. Die Krankheit kann in jedem Alter auftreten. Betroffene leiden ihr Leben lang daran und sind dauerhaft auf Insulin-Spritzen oder -Pumpen angewiesen. Dadurch kann der Blutzuckerspiegel auch mal zu niedrig werden.

Typ-2-Diabetes

Mit bis zu 95 Prozent erkrankt die deutliche Mehrheit der Diabetiker am Typ-2. Es besteht eine Insulinresistenz im Körper der Betroffenen und die Bauchspeicheldrüse schüttet zu wenig Insulin aus. Der Körper kann den Zucker aus dem Essen nicht richtig verarbeiten. Als Folge steigt der Blutzuckerspiegel. Das Fachwort heißt Hyperglykämie.

Bei der Hyperglykämie ist der Blutzucker zu hoch und es kommt zu einer Überzuckerung. Der Blutzuckerwert liegt dann über 250mg/dl (13,0 mmol/l) und ist die Folge eines unzureichend behandelten Diabetes mellitus.

Symptome für eine Überzuckerung sind wie oben bereits erwähnt ein starkes Durstgefühl und häufiger Harndrang. Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen. Zudem kommen Verwirrtheit, Bewusstseinseintrübung, Hyperventilation und ein Atemgeruch nach Azeton hinzu. Letzerer riecht dann leicht nach Nagellackentferner.

Fällt auf, dass jemand plötzlich an einem oder mehrerer dieser Symptome leidet, muss umgehend medizinisches Fachpersonal hinzugezogen werden. Daher ist es für Betroffene wichtig, ihre Blutzuckerwerte stets im Griff zu behalten

Wie kommt es zur Unterzuckerung?

Eine Unterzuckerung tritt meist bei Patienten mit Typ-1-Diabetes auf. Diese Hypoglykämie, so das Fachwort, ist eine Absenkung des Blutzuckers auf Werte von unter 50 mg/dl (2,8 mmol/l). Für Betroffene ist diese Unterzuckerung oft eine Nebenwirkung der Behandlung mit blutzuckersenkenden Medikamenten. Aber auch eine erhöhte körperliche Aktivität, ein erhöhter Alkoholkonsum und zu wenig Essen zählen zu den Ursachen.

Erste Anzeichen einer Hypoglykämie sind Unruhe und Gesichtsblässe. Weitere Symptome sind ein erhöhter Puls, Verwirrtheit, Sprachstörungen, Bewusstseinseintrübung (ähnlich wie bei einem Schlaganfall) und Krampfanfälle. Viele beginnen zu zittern, haben Schweißausbrüche oder Heißhunger.

Bemerken Betroffene diese die Anzeichen rechtzeitig, können sie den Zuckerabfall im Blut bremsen, indem sie Kohlenhydrate essen (fetthaltige Nahrungsmittel wie zum Beispiel Schokolade eignen sich weniger gut, da der Fettgehalt verhindert, dass die Kohlenhydrate schnell ins Blut gelangen).

Die eigene Wahrnehmungsschwelle kann jedoch sinken und ein Abfall des Blutzuckers wird selbst oft zu spät bemerkt. Bei einer schweren Unterzuckerung sind Diabetiker dann auf Hilfe von anderen angewiesen. Hierbei ist zu beachten, dass der unterzuckerten Person nichts eingeflößt werden darf, da dies versehentlich in die Atemwege gelangen und somit Erstickungsgefahr drohen könnte.

Ersthelfer dürfen bei oben genannten Auffälligkeiten den Rettungsdienst alarmieren. Dieser misst den Blutzucker und verabreicht gegebenenfalls eine Glukoselösung über einen Zugang in die Vene. Dann stabilisieren sich die Werte und es geht ihnen schnell wieder besser.

Wird ein Betroffener bewusstlos (auch das kann passieren) und ist daher nicht mehr ansprechbar, darf hier ebenfalls keine Flüssigkeit eingeflößt werden. Dann ist von Ersthelfern zu prüfen, ob der Betroffene noch atmet und der Rettungsdienst zu alarmieren.

Was sind die Ursachen für Typ-2-Diabetes?

Typ-2-Diabetes beginnt schleichend und wird oftmals acht bis zehn Jahre zu spät diagnostiziert. Das liegt mit daran, dass der Körper den Insulinmangel erst bemerkt, wenn viele der insulinproduzierenden Zellen bereits zerstört sind.

Einfach gesagt befördert ein ungesunder Lebensstil Typ-2-Diabetes. Früher galt es als eine Erkrankung, von der hauptsächlich Menschen in höherem Alter betroffen waren. Inzwischen haben nach Krankenkassenangaben aber auch immer mehr junge Menschen Typ-2-Diabetes. Das kommt von immer mehr Kindern und Jugendlichen mit stark erhöhtem Übergewicht und einem desaströsen Bewegungsmangel. Eine zusätzliche genetische Ausrichtung führt dazu, dass die Inzidenzzahlen dramatisch in die Höhe schießen.

Die gute Nachricht: die Hälfte der Menschen mit diesem Typ, können mit einer Ernährungsumstellung, einer Gewichtsreduzierung und mehr Bewegung auch ohne Medikamente behandelt werden. Sport hat einen positiven Einfluss auf den Blutzuckerspiegel, da man währenddessen Glukose verbraucht und auf Dauer das Übergewicht senkt. Dementsprechend müssen ca. 50 Prozent der Diabetiker keine Blutzucker senkenden Medikamente nehmen.

Wie kann man Typ-2-Diabetes vorbeugen?

Typ-2-Diabetes vorbeugen kann man auf dieselbe Weise, wie man ihn wieder loswird: mit gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung, dementsprechend mit einem normalen Bodymaßindex sowie mit Alkoholabstinenz und der Vermeidung von übermäßigem Stress.

Vielleicht ist dem ein oder anderen dieses ungewöhnlich abstehende, runde Pflaster am Oberarm einer fremden Person aufgefallen. Dass es sich dabei um einen Glukosesensor handelt, ist dem Leser spätestens nach diesem Artikel bekannt. Wissen schafft Akzeptanz. Und gerät ein Betroffener mal in einen gefährlichen Unter- oder Überzucker, verstehen Ersthelfer im besten Fall, worum es sich handeln könnte und holen professionelle Hilfe.

Wer aufgrund oben genannter Symptome den Verdacht hegt, selbst an Diabetes zu leiden, wendet sich bitte an seinen Hausarzt.


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