Hier werden Werte aktiv gelebt. Visionäre pflanzen Bäume im heimischen Wald – und setzen damit ein Zeichen

Veröffentlicht am 19. August 2021. Lesedauer 6min

„Aktiv handeln, statt nur zu reden“, lautet das Motto der Heilbronner Waldpaten. Und aktiv wird hier großgeschrieben: am Donnerstag sind Bäume von mehr als sechzig Unterstützern im Heilbronner Gerechtigkeitswald gepflanzt worden. Neben Sozialminister Manfred Lucha griffen auch Ausbilder von Primeros zum Spaten.

In einem zuvor kahlen Waldstück, in der Nähe des Schweinsbergs, wachsen nun zahlreiche neue Bäume. Gepflanzt wurden sie von Menschen, die eine Vision haben: Sich für die Umwelt zu engagieren, am besten vor Ort. Die Heilbronner Waldpaten sind eine Kooperation aus Schülern, Studierenden und Menschen mit Behinderung. Alles begann mit dem damals 14-jährigen Schüler Maximilian von der Herberg, der sein Sozialpraktikum trotz zahlreichen Bewerbungen pandemiebedingt nicht antreten konnte. Die Heilbronner Lebenswerkstatt unterstützte ihn stattdessen mit kostenlosen Nistkästen. „Wir bekamen anfangs 35 Stück, für jede Schulklasse einen“, berichtete Maximilian. Er ist oft im Wald und hatte die Idee, an den kahlen Flächen Bäume zu pflanzen. Also initiierte der Schüler des Mönchsee-Gymnasiums Heilbronn statt eines Praktikums, das Waldpaten-Projekt. Mit vollem Erfolg: Das Klassenprojekt wurde zum Schulprojekt und hat mittlerweile große Kooperationspartner für sich gewonnen.

PRIMEROS zeigt sich begeistert von der Initiative der jungen Menschen und unterstützt die Waldpaten aus Überzeugung. Denn neben der Ersten Hilfe am Menschen gehört auch der Klimaschutz in das Konzept des Bildungsträgers im Bereich Notfalltraining: Ein Wertebaum bildet das Fundament des Unternehmens und beinhaltet unter anderem den Aspekt des grünen Denkens und grünen Handelns. Dank PRIMEROS können heute 100 neue Bäume gepflanzt werden.

Neben PRIMEROS und der Lebenswerkstatt ist auch die Hochschule Heilbronn beteiligt. Das Leitbild der Hochschule ist ebenfalls von Nachhaltigkeit geprägt. Professor Brecht hob eine Orientierung an der freien Natur hervor: „Nachhaltigkeit kann man erlernen, aber man sollte sie vor allem auch draußen erleben“.

Schirmherrn des Projekts sind Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel und der Baden-Württembergische Minister für Soziales, Manfred Lucha. Letzterer wurde von Maximilian und seiner Familie mit einer Pferdekutsche in den Wald gefahren, während der Schüler ihm die Pflanzung der Setzlinge erläuterte. In seiner Ansprache vor den Anwesenden zeigte sich der Sozialminister von so viel Engagement beeindruckt: „Ökologischer Klimaschutz ist nicht von sozialem Klimaschutz zu trennen“. Die Unterstützung durch die Kooperationspartner sei sehr wichtig und repräsentiere den gesellschaftlichen Zusammenhalt, der nötig sei, um so ein Projekt auf die Beine zu stellen. „Gemeinsam schaffen wir so eine nachhaltige Lebensgrundlage“.


Ausbilder Wiliam Tamele, Duc Phan, Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha und Daniel Zizer (von links) im Heilbronner Gerechtigkeitswald.Ausbilder Wiliam Tamele, Duc Phan, Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha und Daniel Zizer (von links) im Heilbronner Gerechtigkeitswald.


Auch Maximilian von der Herberg beeindruckte bei seinen Reden durch Wortgewandtheit und Selbstbewusstsein. Er bedankte sich bei allen Teilnehmern und berichtete von seinem Projekt. Er und seine Familie haben für diesen Tag viel vorbereitet. Es gab mehrere Stationen, anhand derer die Helfer in die Materie des Baumpflanzens eingeführt wurden.

Bei der Station „Nistkasten“ bauten Nadine Klumpp, Marlon Straub und Martin Maas von der Lebenswerkstatt Nistkästen zusammen. „Natürlich nach den Vorgaben des NABU, also aus reinem Holz, ohne Kleber und mit einem kleinen Loch als sicherer Unterschlupf für Vögel“, sagte Clemens Körte. Der Bereichsleiter von Heilbronn ist stolz auf die Waldpaten: „Maximilian, macht weiter so! Wir sind für solche Projekte immer offen.“

Maximilians Mutter Susanne von der Herberg, studierte Forstwissenschaftlerin, stellte die verschiedenen Baumarten vor, die gepflanzt werden: Eiche, Rot-Eiche, Spitz- und Bergahorn. Dies Sei ein Versuch, den Mischwald zu stärken. Hauptbaumart sei die Eiche, die als sehr robust, anpassungsfähig und Klimaresistent gilt. Die Baumsetzlinge werden in blauen Kästen aufbewahrt. Es hat sich aber herausgestellt, dass leere Milchtüten sich besser dafür eignen. Vor allem, weil die Wurzeln der Bäumchen darin mehr Platz haben und sich beim Pflanzen noch besser herausnehmen lassen. Die Bäckerei Herrmann unterstützt das Projekt mit solchen Milchtüten und sorgte am Tag der Pflanzung für reichlich Verpflegung.

Umringt von Fichten, Buchen und Douglasien standen die Teilnehmer nach der Führung auf dem Waldgebiet, das mit neuen Bäumen ausgestattet werden sollte. Axel von der Herberg schenkte Sozialminister Manfred Lucha ein T-Shirt der Waldpaten, das dieser direkt anzog, bevor er den „Baum des Sozialministeriums“ pflanzte. „Es ist toll, dass Herr Lucha als Minister mit anpackt und beim Setzen hilft.“ Auch Clemens Körte von der Lebenswerkstatt und Professor Brecht von der Hochschule Heilbronn zogen sich weiße Waldpaten-T-Shirts über und gruben mit Spaten Löcher für die Setzlinge.


Eichen-Setzlinge in Milchtüten vor dem EingrabenEichen-Setzlinge in Milchtüten vor dem Eingraben


Forstrevierleiter Stephan Drescher war leider verhindert. Er hat die Waldpaten bereits mehrere Male mit seinem fundierten Wissen begleitet. Nichtdestotrotz wussten sich die Unterstützer zu helfen. Maximilian, seine Eltern und Großvater Gerhard Albrecht gingen auf dem Waldstück auf und ab und zeigten den in Gruppen eingeteilten Sponsoren, welche Handgriffe nötig waren. Gepflanzt wurde bergauf und mit einem Schritt Entfernung zwischen den Setzlingen. Anschließend wurde gegossen.

Schritt für Schritt gruben auch die PRIMEROS Ausbilder Duc Phan, Daniel Zizer und William Tamele die Setzlinge der Rot-Eiche in den Waldboden ein. Das ist jener Baum, dessen Blätterkleid im Herbst so wunderbar rot leuchtet. Maximilian zeigte ihnen, was es dabei besonders zu beachten galt: nicht zu tief graben, damit der Baum später keinen Sauerstoffmangel bekommt. Und zum Schluss nicht zu viel Wasser geben, da die Pflanze ein Gedächtnis hat und sonst nur bedingt auch mal mit wenig Wasser auskommt. Es ist bemerkenswert, wie viel der 15-Jährige schon über die Natur weiß. Schön ist auch, dass der Schüler sich Zeit für die Helfer nimmt und sein Wissen mit ihnen teilt. All das schafft eine solide Grundlage für eine erfolgreiche Pflanzung. Das Leuchten in den Augen der Helfer war nicht zu übersehen, als die ersten Baumsetzlinge eingepflanzt waren. Gibt es etwas Cooleres, als selbst einen Baum zu pflanzen?


Duc Phan, Maximilian von der Herberg, Daniel Zizer und Wiliam Tamele (von links) waren begeistert am Werk.Duc Phan, Maximilian von der Herberg, Daniel Zizer und Wiliam Tamele (von links) waren begeistert am Werk.


Maximilian von der Herberg wünscht sich, dass sich noch mehr Menschen aktiv für die Umwelt einsetzen. Und seine Mutter Susanne träumt schon von der Zukunft: „Wenn wir irgendwann mal wieder hier spazieren gehen, werden die Bäume groß sein und wir können dann mit Stolz sagen, diese Bäume haben wir gepflanzt.“

In den Herbstferien werden noch viel mehr Bäume gepflanzt. PRIMEROS wird auch dann wieder vor Ort sein, um die zahlreichen Baumsetzlinge in die Erde zu graben. Denn das ist es, wofür PRIMEROS steht: grün zu denken und vor allem, grün zu handeln.