Sicher im Einsatz: Eigenschutz für Ersthelfer in Notfällen
Dieser zweite Beitrag zum Thema Eigenschutz widmet sich konkreten Notfallsituationen, in denen Ersthelfer besonderen Herausforderungen gegenüberstehen. Auf Grundlage des Wissens aus Teil 1 zeigen wir, wie dieses in der Praxis umgesetzt werden kann. Anhand typischer Notfallszenarien wird erläutert, wie Ersthelfer verantwortungsbewusst und sicher agieren können. Das Ziel besteht darin, die Handlungskompetenz zu fördern und den Eigenschutz in den Mittelpunkt zu stellen, um sowohl die Sicherheit der Helfenden als auch der hilfesuchenden Personen zu gewährleisten.
Eigenschutz bei einem Verkehrsunfall
Situation: Ein Fahrzeug steht aufgrund einer Panne oder eines Unfalls am Straßenrand, was die Sicherheit des Fahrers und anderer Verkehrsteilnehmer gefährdet.
Maßnahmen zum Eigenschutz:
Warnblinkanlage aktivieren: In einer offensichtlichen Unfallsituation sollte das Fahrzeug sicher abgestellt werden, idealerweise auf dem Seitenstreifen oder in ausreichendem Abstand zur Gefahrenstelle, um den Verkehr nicht zu behindern. Die Warnblinkanlage muss eingeschaltet werden, um andere Verkehrsteilnehmer auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Dies ist der erste Schritt zum Eigenschutz und zur Vermeidung weiterer Unfälle.
Tragen einer Warnweste: Jeder Ersthelfer sollte eine Warnweste* anlegen, um im Straßenverkehr besser sichtbar zu sein. Das erhöht die Erkennbarkeit und reduziert das Unfallrisiko. Es wird empfohlen, mindestens eine Warnweste im Fahrzeug oder in der Erste-Hilfe-Ausrüstung bereitzuhalten, um den Eigenschutz zu gewährleisten. Idealerweise sollten jedoch mehrere Warnwesten mitgeführt werden, um im Falle mehrerer Ersthelfer oder für zusätzliche Personen, die Hilfe leisten, vorbereitet zu sein. Diese sollten an einem leicht zugänglichen Ort aufbewahrt werden, wie zum Beispiel im Handschuhfach oder in einem speziellen Fach im Kofferraum, damit sie im Notfall schnell griffbereit sind.
Warndreieck aufstellen: Ein Warndreieck sollte in den folgenden Abständen hinter dem Fahrzeug aufgestellt werden, um den Eigenschutz zu maximieren:
Innerorts: mindestens 50 Meter
Auf Landstraßen: mindestens 100 Meter
Auf Autobahnen: zwischen 150 und 200 Metern
Der Abstand sollte in Kurven und an Kreuzungen vergrößert werden. Warndreiecke müssen gut sichtbar aufgestellt werden, um anderen Verkehrsteilnehmern genügend Zeit zu geben, um zu reagieren.
Sichere Annäherung an die Unfallstelle: Beim Herangehen an die Unfallstelle sollte in Verkehrsrichtung gegangen werden. Dabei ist es ratsam, am Seitenstreifen oder hinter einem physischen Schutz, wie einer Leitplanke, zu bleiben, um den Eigenschutz zu gewährleisten.
Kommunikation mit anderen Verkehrsteilnehmern: Um die Sicherheit zu erhöhen, sollten Passanten oder andere Fahrer durch deutliche Handzeichen aufgefordert werden, langsamer zu fahren oder die Fahrspur zu wechseln. Klare Signale tragen zum Eigenschutz und zur Minimierung des Risikos weiterer Unfälle bei.
Eigenschutz bei einem Stromunfall
Situation: Bei Renovierungsarbeiten in einem Gebäude wird versehentlich ein elektrisches Kabel durchtrennt. Eine Person, die das freiliegende Kabel berührt, erhält einen elektrischen Schlag.
Eigenschutz für Ersthelfer:
Stromzufuhr unterbrechen: Vor der Hilfeleistung ist der Eigenschutz des Ersthelfers entscheidend. Die Stromzufuhr muss unbedingt unterbrochen werden, indem die Sicherung entfernt, der Stecker gezogen oder das Gerät ausgeschaltet wird. Auch wenn das Gerät abgeschaltet scheint, können gefährliche Restspannungen existieren. Daher ist es wichtig, sicherzustellen, dass die Stromquelle vollständig deaktiviert ist, bevor mit der Hilfeleistung begonnen wird.
Notruf verständigen: Der Notruf sollte umgehend verständigt werden. Bei Stromunfällen kann die Unterstützung von Fachleuten wie Feuerwehr oder Technikern notwendig sein. Der Eigenschutz hat hierbei Vorrang, da Experten die sichere Handhabung gewährleisten können.
Abstand halten bei Starkstrom: Bei Starkstromunfällen ist der Eigenschutz besonders kritisch. Eine aktive Erste Hilfe sollte nicht stattfinden, solange die Stromzufuhr nicht unterbrochen und die Gefahr beseitigt ist. Die Sicherheit aller Beteiligten steht an erster Stelle, bevor mit der Hilfeleistung begonnen wird.
Eigenschutz bei Verbrennungen
Situation: Eine Person hat sich an einer heißen Oberfläche, einer heißen Flüssigkeit oder durch brennende Kleidung verletzt.
Eigenschutz für Ersthelfer bei Verbrennungen
Sichere Umgebung: Ersthelfer sollten darauf achten, sich in einer sicheren Umgebung zu bewegen. Bei brennender Kleidung muss die betroffene Person schnell aus der Gefahrenzone entfernt werden. Am besten wird die Person auf den Boden gelegt und sie sollte rollen, um die Flammen zu ersticken. Alternativ kann eine Decke verwendet werden. Dabei ist der Eigenschutz entscheidend, um sich selbst nicht in Gefahr zu bringen.
Abstand halten: Ein sicherer Abstand zur verbrannten Haut ist essenziell für den Eigenschutz. Direkter Kontakt mit offenen Wunden kann für den Helfer gefährlich sein und das Risiko von Infektionen erhöhen.
Schutzausrüstung bei chemischen Verbrennungen: Bei chemischen Verbrennungen ist der Eigenschutz besonders wichtig. Das Tragen von Schutzhandschuhen und einer Schutzbrille ist unerlässlich, um sich vor schädlichen Dämpfen und möglichen Spritzern zu schützen.
Notruf absetzen: Sollte die Verletzung schwerwiegend sein oder zusätzliche medizinische Hilfe benötigt werden, ist es wichtig, sofort den Notruf abzusetzen. Der Eigenschutz steht an erster Stelle, um die Sicherheit und das Wohl des Verletzten zu gewährleisten.
Eigenschutz bei Bränden
Situation: Ein Feuer ist ausgebrochen, sei es in einem Gebäude, in der Natur oder in einem anderen Bereich. Rauch und Flammen können schnell zu einer lebensbedrohlichen Situation führen.
Eigenschutz bei einem Brand
Situation beurteilen: Vor dem Eingreifen sollte die Lage genau eingeschätzt werden. Bei starken Flammen oder Rauch ist es besser, sich in Sicherheit zu bringen und umgehend die Feuerwehr zu rufen. Der Eigenschutz hat Vorrang.
Schutzkleidung: Wenn möglich, sollten geeignete Schutzkleidung und Atemschutzmasken getragen werden, um sich vor Hitze, Rauch und giftigen Gasen zu schützen.
Fluchtwege im Blick behalten: Fluchtwege sollten erkundet und im Gedächtnis behalten werden, um im Notfall schnell evakuieren zu können. Der Eigenschutz steht auch hier an erster Stelle.
Rauchvermeidung: Bei starker Rauchentwicklung ist es ratsam, sich auf den Boden zu begeben, da die Luft dort klarer ist. Dies fördert den Eigenschutz.
Vorsicht bei Rettungsversuchen: Keine leichtfertigen Heldentaten unternehmen; das eigene Leben hat Vorrang. Bei Eintreffen der professionellen Einsatzkräfte sollte man sich zurückziehen.
Hilfsmittel nutzen: Feuerlöscher oder Löschdecken* können eingesetzt werden, jedoch nur, wenn dies sicher möglich ist und die Brandstelle kontrollierbar bleibt. Andernfalls sollte der Fluchtweg priorisiert werden – auch hier konzentriert man sich auf den Eigenschutz.
Rettungskette aktivieren: Wenn andere Personen in Gefahr sind, sollten sie gewarnt und in Sicherheit gebracht werden, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Der Eigenschutz aller Beteiligten ist entscheidend.
Eigenschutz bei blutenden Wunden
Situation: Eine Person hat sich schwer verletzt und blutet stark, sei es durch einen Schnitt, eine Wunde oder eine andere traumatische Verletzung.
Eigenschutz für Ersthelfer:
Umgebung überprüfen: Vor dem Herangehen sollte die Umgebung nach möglichen Gefahren abgesucht werden, um sicherzustellen, dass keine weiteren Risiken für den Ersthelfer bestehen.
Hygiene beachten: Das Tragen von Handschuhen ist entscheidend für den Eigenschutz, um direkten Kontakt mit Blut zu vermeiden und Infektionen zu verhindern. Handschuhe sollten Teil jeder Erste-Hilfe-Ausrüstung sein und sind auch in öffentlichen Erste-Hilfe-Kästen, Geschäften und Apotheken erhältlich. Wenn keine Handschuhe verfügbar sind, sollte das Blut mit einem Tuch oder einer ähnlichen Barriere abgedeckt werden, um den Eigenschutz zu gewährleisten.
Signalgebung beachten: Während der Erste-Hilfe-Maßnahmen kann es notwendig sein, Passanten oder andere Personen um Unterstützung zu bitten oder sie auf das Eintreffen der Rettungskräfte vorzubereiten.
Eigenschutz bei Gasen und Giften
Situation: Ein Ersthelfer kommt zu einer Unfallstelle, an der Gas austritt, möglicherweise aufgrund eines beschädigten Zylinders oder einer defekten Leitung. Das Gas könnte gesundheitsschädlich sein.
Eigenschutz bei gefährlichen Gasen:
Sichere Umgebung prüfen: Zunächst sollte der Ersthelfer die Umgebung auf gute Belüftung überprüfen und sicherstellen, dass sich keine Personen in der Nähe der Gefahrenquelle befinden. In dieser Situation ist überlegtes Handeln entscheidend für den Eigenschutz. Der Ersthelfer muss sich der Gefahr bewusst sein und seine Sicherheit priorisieren.
Atemschutz verwenden: Der Einsatz einer passenden Atemschutzmaske ist essentiell für den Eigenschutz, um das Einatmen schädlicher Gase zu verhindern. Sollte die Gefahr bestehen, ist es ratsam, sich von der Gefahrenquelle zu entfernen, um persönliche Verletzungen zu vermeiden.
Personen warnen und Notruf absetzen: Es ist wichtig, andere Personen in der Umgebung zu warnen und sie aufzufordern, den Bereich zu verlassen. Gleichzeitig sollte der Ersthelfer umgehend den Notruf absetzen, um professionelle Hilfe zu alarmieren. Dies sollte aus sicherer Entfernung geschehen, um den Eigenschutz zu gewährleisten.
Fazit:
Sicher im Einsatz – Eigenschutz für Ersthelfer in Notfällen
Der Eigenschutz ist entscheidend für die Sicherheit von Ersthelfern in Notfällen. Bewusstes Handeln, das die eigene Sicherheit und die der Betroffenen in den Fokus stellt, kann schwerwiegende Folgen verhindern. Die richtige Einschätzung der Situation, das Tragen geeigneter Schutzkleidung und das Alarmieren der Notdienste sind grundlegende Schritte, die jeder Ersthelfer für seinen Eigenschutz beachten sollte.
Um auf solche Situationen gut vorbereitet zu sein, ist die Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs sinnvoll. Der Erste-Hilfe-Kurs von PRIMEROS vermittelt praktische Fähigkeiten und stärkt das Bewusstsein für den Eigenschutz. So können Ersthelfer effektiver handeln und sich sowie andere in Notfällen optimal schützen.
Disclaimer: Die Informationen auf diesem Blog dienen nur zu Informationszwecken und stellen keinen Ersatz für professionelle medizinische Beratung dar. Es wird empfohlen, bei gesundheitlichen Fragen oder Bedenken einen Arzt zu konsultieren. Wir übernehmen keine Haftung für mögliche Schäden durch die Nutzung der Informationen auf diesem Blog.