MPU - Medizinisch-Psychologische Untersuchung

Veröffentlicht am 1. December 2022. Lesedauer 8min

Früher oder später kommt fast jeder in den Genuss, einen Erste-Hilfe-Kurs besuchen zu dürfen. Die meisten absolvieren ihn, wenn sie das erste Mal ihren Führerschein machen, um betrieblicher Ersthelfer zu werden oder um ein bestimmtes Studium oder eine Berufsausbildung anzutreten. Aber auch nach einem Entzug des Führerscheins kann ein Erste-Hilfe-Kurs gefordert werden, damit man die Fahrerlaubnis wiedererlangt. Häufig ordnet die Führerscheinstelle zudem auch eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung, kurz MPU oder im Volksmund auch Idiotentest genannt, an.

Wann muss man eine MPU machen?

Entzogen wird der Führerschein bei schwerem Fehlverhalten im Straßenverkehr. Darunter zählen beispielsweise das Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss, 8 Punkte im Fahreignungsregister Flensburg oder eine Verkehrsstraftat. Ist der Führerschein daraufhin in Gefahr oder muss sogar neu erteilt werden, ist dies oftmals mit Auflagen wie der Teilnahme an einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung, der MPU, verbunden. Ziel dieser ist es, die Fahreignung zu prüfen.
Beispielbild für einen Führerscheinentzug


Was benötigt man für eine MPU?

Um den Führerschein nach Entzug wieder zu beantragen, benötigt man also:

  • Sehtest (nicht älter als 2 Jahre)

  • Biometrisches Passfoto

  • Personalausweis/ Reisepass

  • Strafbefehl oder das Gerichtsurteil mit Rechtskraftvermerk

  • Ev. Ärztliche Untersuchungsbescheinigung oder Bestätigung der MPU-Teilnahme

  • Ev. eine erneute Führerscheinprüfung

  • Ev. nach Drogen- oder Alkoholkonsum einen Abstinenznachweis

  • Ev. Teilnahmebestätigung eines Erste-Hilfe-Kurses

Ein Erste-Hilfe-Kurs ist immer dann nötig, wenn eine Fahrerlaubnis neu erteilt wird. So heißt es in der Fahrerlaubnis Verordnung FeV § 19:

Bewerber um eine Fahrerlaubnis müssen an einer Schulung in Erster Hilfe teilnehmen, die mindestens 9 Einheiten zu je 45 Minuten umfasst. Die Schulung soll dem Antragsteller durch theoretischen Unterricht und durch praktische Übungen gründliches Wissen und praktisches Können in der Erste Hilfe vermitteln.“

Grundsätzlich ist ein Erste-Hilfe-Kurs lebenslang gültig. Erneut absolviert werden muss dieser nur, wenn der einst abgelegte Kurs einen geringeren Umfang umfasst hat, so wie es beispielsweise früher in einem „Crashkurs für lebensrettende Sofortmaßnahmen am Unfallort“ der Fall war. Ist der letzte Kurs schon etwas länger her, sollte man also überprüfen, ob er die Anforderung von 9 Einheiten à 45 Minuten erfüllt.
Wurde der Führerschein einmal entzogen, kann die Wiedererlangung also sehr zeit- und kostenintensiv werden. Um den Zeit- und Kostenaufwand zu minimieren, können ein Erste-Hilfe-Kurs, Passbilder und Sehtest häufig auch gemeinsam an einem Tag erledigt werden. Zudem kostet eine Neuerteilung der Fahrerlaubnis zwischen 35 und 40 €. Je nachdem wieso der Führerschein entzogen wurde, können auch noch weitere Kosten wie eine Geldstrafe, Aufbauseminare oder eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung dazukommen.

Wie viel kostet eine MPU?

Alle Kosten müssen von der betroffenen Person selbst beglichen werden. Wie teuer die MPU wird, hängt dabei von der selbst gewählten, amtlich anerkannten Begutachtungsstelle sowie dem Begutachtungsanlass ab. So sind Gutachten zu Alkohol-, Drogen- oder Kombinationsuntersuchungen meist teurer als Beurteilungen zu Punkten oder Verkehrsstraftaten. Insgesamt sollte man mit 350 bis 1.350 € rechnen. Aber Achtung, denn ist Drogen- und Alkoholkonsum der Grund für die Medizinisch-Psychologische Untersuchung, werden häufig auch Abstinenznachweise angeordnet. Eine Haaranalyse auf Drogen kann dabei bis zu 300€ kosten.

Warum wird eine MPU angeordnet?

Ziel der MPU ist es, die Fahreignung des Fahrerlaubnisinhabers nachzuweisen. Im Volksmund wird die Medizinisch-Psychologische Untersuchung auch „Idiotentest“ genannt. Doch womit hat sie diesen Namen verdient? Ursprünglich nannte man einen solchen Test so, da er häufig nach mehrmaligem Nicht-Bestehen in der Führerscheinprüfung angeordnet wurde. Heute ist das allerdings nicht mehr der Fall. Und so einfach lässt sich die MPU auch gar nicht bestehen. Denn jährlich fallen 50 % der Prüflinge durch. Dass die Medizinisch-Psychologische Untersuchung so schwer ist, liegt insbesondere daran, dass sie psychologisch angelegt ist. So wird geprüft, ob der Fahrer die Ursache seines Fehlverhaltens verstanden hat und ob er bereit ist, dieses Verhalten zu ändern. Daher sollte man sich am besten Kooperativ zeigen und eigene Rechtfertigungen sowie Vorwürfe an andere Beteiligte vermeiden.

Wie bereitet man sich auf eine MPU vor?

Möchte man seine Chance auf ein positives Gutachten erhöhen, kann man sich im Vorfeld auf die MPU vorbereiten. Dafür kann man sich vorab beispielsweise von einem Verkehrspsychologen beraten lassen oder auch einen kostenlosen Informationsabend der Begutachtungsstelle besuchen. Am Tag der Begutachtung sollte man pünktlich und ausgeschlafen zum Termin erscheinen, damit man die Untersuchung mit voller Konzentration durchlaufen kann. Müssen krankheitsbedingt Medikamente eingenommen werden, sollte der untersuchende Arzt vor Testbeginn am besten durch einen Beipackzettel oder ein Attest darüber informiert werden. Alkoholisierung sowie die Einnahme von aufputschenden oder beruhigenden Mitteln sind selbstredend ein No-Go. Am Tag des Gutachtens sollten verschiedene Dokumente mitgebracht werden:

  • Personalausweis

  • Alkohol-/ Drogen-Screening und Leberwerte (bei entsprechendem Vergehen)

  • Abstinenznachweise (je nach Anlass Urin-/ Blut-/ Haaranalyse)

  • Ärztliche Gutachten (bei möglichen psychischen/ körperlichen Erkrankungen)

  • Zertifikate für absolvierte Selbsthilfekurse oder Therapien

Wie lange dauert eine MPU?

Die Medizinisch-Psychologische Untersuchung dauert zweieinhalb bis vier Stunden.
Wie lange man tatsächlich braucht, ist je nach Anlass und Umfang der Tests abhängig.

Wie läuft eine MPU ab?

Die Untersuchung gliedert sich in vier Teile:

  1. Schriftliche Befragung:

Hier muss ein fünfseitiger Fragebogen ausgefüllt werden, der folgende Bereiche abdeckt:
Lebenslauf, Krankheitsgeschichte, Testanlass und fallspezifische Fragen.

  1. Medizinische Untersuchung:

Es werden körperliche und neurologische Routineuntersuchungen durchgeführt. Dadurch soll festgestellt werden, ob körperliche Mängel bestehen, die sich negativ auf eine Teilnahme am Straßenverkehr auswirken könnten. Bei Alkohol- und Drogendelikten werden zudem Fragen zum Konsumverhalten gestellt, um auszuschließen, dass Folgeschäden die Fahreignung einschränken. Anschließend folgt eine Blutentnahme, bei der beispielsweise Leberwerte überprüft werden und es werden verschiedene Koordinationstests durchgeführt. Abschließend gibt es ein ärztliches Gespräch.

  1. Leistungstest:

Im Leistungstest werden Aufmerksamkeit, Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit geprüft. Durch diese standardisierten Computer-Tests soll festgestellt werden, ob der Teilnehmer physisch in der Lage ist, ein Kraftfahrzeug zu bedienen. Die Tests sind dabei darauf ausgelegt, den Prüfling an seine Leistungsgrenze zu bringen. Es wird nicht erwartet, dass alle Testsituationen richtig durchgeführt werden.

  1. Psychologische Untersuchung:

Zum Abschluss der MPU folgt ein etwa einstündiges Gespräch mit einem Psychologen, das in Schriftform dokumentiert wird. Auch eine Ton- und/ oder Videoaufnahme ist möglich. Die gestellten Fragen orientieren sich an einem umfassenden Fragenkatalog, dessen Struktur schwer durchschaubar ist. Daher ist die psychologische Untersuchung meistens die Ursache für ein negatives Gutachten. Abgefragt wird, inwiefern man sich mit der Verkehrsauffälligkeit auseinandergesetzt hat, ob einem die Gründe für das Delikt bewusst sind und welche Konsequenzen man daraus gezogen hat. Die Fragen variieren dabei je nach Anlass für die Medizinisch-Psychologische Untersuchung. Es wird eine selbstkritische Auseinandersetzung erwartet sowie die Absicht, sein Verhalten in Zukunft zu ändern. Bewertet werden die Antworten dabei ganzheitlich.
Daher ist es nicht sinnvoll, Fragen auswendig zu lernen, da dies die Glaubwürdigkeit infrage stellt.

Was passiert nach der MPU?

In seltenen Fällen erhält man sein Gutachten direkt im Anschluss an die MPU. Meistens wird das Ergebnis jedoch innerhalb der nächsten zwei bis fünf Wochen per Post zugeschickt. Man sollte das Gutachten der MPU nicht direkt an die Führerscheinstelle schicken lassen, da das Ergebnis so bei einem Nichtbestehen in den Akten landet und zusätzliche Kosten bei einer Wiederbeantragung nach sich ziehen kann.
Erhält man sein Gutachten, wurde man entweder als „geeignet“, „ungeeignet“ oder „nachschulungsfähig“ befunden. Ist man geeignet, konnte man die Zweifel an der Fahreignung beseitigen und man kann mit dem MPU-Gutachten zur Fahrerlaubnisbehörde gehen und seinen neuen Führerschein beantragen.
Muss man „ungeeignet“ auf seiner Beurteilung lesen, konnte man die Zweifel der Fahrerlaubnisbehörde leider nicht widerlegen. In diesem Fall kann man die Medizinisch-Psychologische Untersuchung einfach so oft man will wiederholen. Eine Sperrfrist zwischen den beiden Untersuchungen gibt es nicht.
Es ist jedoch ratsam, vor Beginn einer neuen MPU die Gründe für das Nicht-Bestehen zu erforschen, um es beim nächsten Mal besser machen zu können. War ein Alkohol- oder Drogendelikt Grund für die MPU, kann man in der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung auch als „nachschulungsfähig“ erklärt werden. In diesem Fall hat man den Idiotentest zwar nicht bestanden, der Prüfer konnte jedoch einen Fortschritt feststellen. Man kann daraufhin an einem Nachschulungskurs für 200 bis 500 € teilnehmen.
Die Kurse finden in Gruppen an mehreren Terminen statt. Mitgebracht werden sollte beim ersten Besuch des Nachschulungskurses:

  • gültiger Personalausweis oder Reisepass

  • Gutachten der MPU

  • Schreiben der Fahrerlaubnisbehörde im Original, in dem diese der Kursteilnahme zustimmt

  • Nachweis über die entrichtete Kursgebühr/ Einzahlungs- oder Überweisungsbeleg

In den Nachschulungskursen werden Verhaltensregeln zur Vermeidung der begangenen Delikte besprochen sowie Gewohnheiten untersucht, die zu diesen Taten geführt haben. Außerdem werden neue Wege gesucht, um nicht in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. Absolviert man den Nachschulungskurs, kann man daraufhin seinen Führerschein wiederbeantragen.

Spätestens nach 15 Jahren ist das Verkehrsdelikt verjährt. Die Tilgungsfrist beträgt 10 Jahre und startet jedoch erst nach 5 deliktfreien Jahren. Man kann seinen Führerschein also auch ohne positives MPU-Gutachten oder Nachschulungsteilnahme nach frühestens 15 Jahren neu beantragen.
Dies ist aber auch der einzige Weg, den Idiotentest zu umgehen.

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass ein Entzug des Führerscheins mit einem großen zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden ist. Um diesem zu entgehen, ist es ratsam, sich im Straßenverkehr stets aufmerksam und rücksichtsvoll zu verhalten. Eine regelmäßige Wiederholung der einst im Theorieunterricht gelernten Fakten ist ratsam und auch das Wiederholen der Maßnahmen, die bei einem Unfall zu ergreifen sind, wie man sie einst im Erste-Hilfe-Kurs gelernt hat.
Denn nur so ist ein unfallfreies Miteinander im Straßenverkehr möglich.