Giftnotruf

Veröffentlicht am 7. February 2023. Lesedauer 7min

Vergiftungen, wie schnell kann es passiert sein, dass ein kleines Kind mal aus Versehen etwas Falsches verschluckt. Und dann? Woher weiß man, ob die Pflanze nun giftig ist oder nicht? Ganz einfach, der Giftnotruf hilft einem zum Glück schnell weiter.

Was ist der Giftnotruf?

Die Giftinformationszentrale ist eine Gruppe professionell ausgebildeter Ärzte und weiteres medizinisches Personal, das als Beratungsstelle für die Bevölkerung dient. In Deutschland gibt es sieben Giftinformationszentren, die jeweils an eine Universität angeschlossen sind.

Nicht nur Laien rufen bei der Giftnotrufzentrale an, sondern auch Notärzte, Krankenhauspersonal, usw. rufen des Öfteren den Giftnotruf, um nötige Informationen zu erhalten. Die Vergiftungsinformationszentrale ist rund um die Uhr besetzt und ist somit zu jeder Tageszeit erreichbar.

Wann ruft man den Giftnotruf?

Grundsätzlich immer dann, wenn der Verdacht auf eine Vergiftung besteht. Das könnte zum Beispiel der Fall sein, wenn ein kleines Kind zuhause aus dem Rohrreiniger, Spülmittel, Wodkaflasche, … getrunken hat oder es von einer Pflanze oder Beere gegessen hat, man aber keine Ahnung hat, ob diese nun giftig ist oder nicht. Es kann aber auch genauso gut ältere Menschen treffen. Gerade bei Personen, die regelmäßig Medikamente einnehmen müssen, kann es schnell einmal passieren, dass sie versehentlich zu viele davon nehmen. Ebenso kann aber auch der Leichtsinn von manch anderem schnell potenziell gefährlich werden. So dass zum Hörer des Giftnotrufs gegriffen wird. Zum Beispiel, wenn die Tablette nicht schnell oder effizient genug wirkt, wie erhofft und manch einer dann mal eigenständig die Dosis erhöht, kann auch dies schnell zu einer gefährlichen Vergiftung des Körpers führen. Auch hier kann der Giftnotruf schnelle und kompetente Auskunft geben, ab welcher Dosis es für den Betroffenen gefährlich werden könnte.

In dringenden Fällen bitte zuerst den europaweiten Notruf 112 wählen und erst dann den Giftnotruf!

Das Bild zeigt eine Frau in einem Bett, die unter Magenschmerzen leidet und den Notruf wählt.


Wie erreicht man die Giftinformationszentrale?

Der Giftnotruf unterscheidet sich deutlich von der normalen rettungsdienstlichen Notrufzentrale. Während man bei er 112 auf schnelle Hilfe vor Ort zählen kann, gibt die Giftnotrufzentrale lediglich Informationen über mögliche (Erste-Hilfe) Maßnahmen. Dementsprechend ist die Giftinformationszentrale auch nicht erreichbar, wenn man keine Verbindung mit dem Mobiltelefon hat. Den Giftnotruf kann man dem zu Folge also nur so erreichen wie man auch normalerweise telefonieren kann. Daraus resultierend gibt es logischerweise auch keine Giftnotrufsäulen an Autobahnen oder ähnliches. Wo man anrufen kann, um den Giftnotruf zu erreichen, findet sich im Internet recht schnell heraus. Hier noch einmal alle sieben Giftnotrufzentralen mit der jeweiligen Telefonnummer auf einen Blick:

Giftnotruf Berlin 

◦ zuständig für Berlin, Brandenburg

◦ Tel: 030 192 40

Giftnotruf Bonn

◦ zuständig für Nord-Rhein-Westfalen

◦ Tel: 0228 192 40

Giftnotruf Erfurt 

◦ zuständig für Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen

◦ Tel: 0361 730 730

• Giftnotruf Freiburg 

◦ zuständig für Baden-Württemberg

◦ Tel: 0761 192 40

• Giftnotruf Göttingen 

◦ zuständig für Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein

◦ Tel: 0551 192 40

• Giftnotruf Mainz 

◦ zuständig für Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland

◦ Tel: 06131 192 40

Giftnotruf München 

◦ zuständig für Bayern

◦ Tel: 089 192 40

Was sagt man während des Giftnotrufs?

Bei dem Giftnotruf gibt es neben den klassischen 5 W’s zum Absetzten eines Notrufs noch ein paar essenzielle Informationen mehr. Aber keine Sorge, dass geschulte medizinische Personal wird alle notwendigen Infos Schritt für Schritt abfragen. Also keine Panik, wenn du dir jetzt nicht alle Fragen merken kannst.

Was hat der Betroffene eingenommen?

Hier benötigt die Giftinformationszentrale auch definitiv das genaue Produkt. Es reicht somit nicht einfach zu sagen, es war irgendein Waschmittel, Haushaltsreiniger, etc. Sondern eben auch der Herstellername, die genaue Größe, der maximale Inhalt usw., da ja auch nicht in jedem Putzmittel exakt dieselbe chemische Dosis des jeweiligen Elements verarbeitet ist. Dasselbe gilt natürlich auch für Pflanzen, Medikamente, usw.

Wo wurde das Gift aufgenommen?

Auch bei dieser Frage gilt es wieder so genau wie möglich zu antworten. War es zuhause, im Wald, in der Disco, …?

• Wann wurde es eingenommen?

Hier gilt es, die Einnahmezeit so genau wie möglich anzugeben, damit der Giftnotruf bestmöglich errechnen und abschätzen kann, wie viel der Körper eben selbst schon verarbeiten konnte oder wie lange es vielleicht auch noch dauert, bis die Wirkung der Überdosis an Medikamenten beispielsweise ihre volle Wirkung entfaltet. Zusätzlich ist es auch wichtig für den Giftnotruf zu wissen, ob es sich hierbei um eine einmalige Einnahme des Giftes handelt oder ob möglicherweise schon eine chronische Vergiftung durch dauerhaften übermäßigen Konsum von Alkohol, Drogen, Medikamenten, usw. vorliegt.

• Wie viel wurde eingenommen?

Auch hier gilt es wieder die Frage des Giftnotrufs so genau wie möglich zu beantworten, sofern dies eben möglich ist. Im Zweifelsfall lieber von etwas mehr schädlichen Gemisch ausgehen, als im Endeffekt zu wenig giftige Substanz angeben.

• Wer ist der Betroffene?

Diese Frage des Giftnotrufs zielt darauf ab wie alt und wie schwer der Betroffene ist. Denn für ein Baby ist logischerweise bereits eine ganz andere Menge gefährlich als für einen ausgewachsenen Mann. Auch die Größe und das Geschlecht sind hier zu nennende Angaben während des Telefonats mit der Giftnotrufzentrale.

• Wie wurde das Gift aufgenommen?

Bei dieser Frage möchte die Giftnotrufzentrale wissen wie das Gift in den menschlichen Körper gekommen ist. Zum Beispiel indem fälschlicherweise etwas gegessen oder getrunken wurde. Giftige Gase können aber auch eingeatmet werden oder die Haut kann von außen verätzt werden und auch so kann Gift in unseren Körper gelangen. Ebenso kann beispielsweise durch einen (Schlangen-)biss das Gift auch direkt über das Blut in unseren Kreislauf gelangen.

• Welche Symptome weist der Betroffene auf?

Klagt der Betroffene über Fieber, Übelkeit, Müdigkeit oder Schmerzen? Wurde schon einmal erbrochen? Wenn ja, wie oft? Ist die Haut beispielsweise rötlich oder bläulich gefärbt? Bekommt die möglicherweise vergiftete Person noch genug Luft zum selbstständig atmen? Ist der Betroffene überhaupt noch bei Bewusstsein? Auch Bewusstseinsstörungen, Krampfanfälle, sowie Verätzungen an Haut und Augen können mögliche Symptome einer Vergiftung sein. Wie du die Symptome einer Vergiftung erkennst und dem zu Folge auch die richtigen Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten kannst, lernst du hier.

Generell lässt auch auf jeden Fall sagen, dass es, egal welche Form der Vergiftung vorliegt, die wichtigste Maßnahme ist, definitiv den Eigenschutz zu beachten. Denn gerade bei Rauchgasvergiftung etc. kann es sehr schnell passieren, dass man eben selbst auch betroffen ist und dann kann man eben auch nicht mehr helfen und ist selbst auf die Hilfe anderer oder des Giftnotrufs angewiesen. Wenn es für den Ersthelfer keine potenzielle Gefahrenstelle (mehr) gibt, ist es eben essenziell, den Notruf zu wählen, um professionelle Unterstützung an der Seite zu haben. Zudem müssen auch unbedingt alle Anweisungen der Notrufzentrale beachtet und ausgeführt werden.

Ebenso ist es unerlässlich, darauf zu achten, dass der Betroffene auch kein weiteres Gift mehr aufnimmt. Zum Beispiel den Rohrreiniger, das Medikament, die Pflanze, etc. außer Reichweite von der vergifteten Person aufzubewahren. Des Weiteren ist auch das Beruhigen der betroffenen Person von enormer Bedeutung, da sich der Mensch möglicherweise nicht gerade in seiner besten Verfassung befindet und oftmals eben auch noch zusätzlich aufgeregt ist wegen dem ganzen Trubel, der gerade um ihn/sie gemacht wird. Während man sich mit dem Betroffenen unterhält und ihn dabei zu beruhigen versucht, kann man auch gleichzeitig das Bewusstsein des Betroffenen überwachen und bei möglicher Verschlechterung sofort reagieren.

Warum sollte man den Giftnotruf wählen?

Der Giftnotruf kann einem nochmal gezielt die nötigen lebensrettenden Sofortmaßnahmen erläutern, die man als Ersthelfer möglicherweise durchführen muss, bis der Rettungsdienst eintrifft. Außerdem kann dich der Giftnotruf davor warnen, was in den nächsten Minuten passieren könnte. Viele dieser wichtigen Informationen kann man natürlich auch selbst wissen, zum Beispiel, wenn man einen Erste-Hilfe-Kurs besucht hat. Trotzdem schadet es nie, beim Giftnotruf nachzufragen und im Zweifelsfall Unterstützung zu erhalten. Daher ist es besser, den Giftnotruf einmal zu viel anzurufen und nachzufragen, als einmal zu wenig!


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