FOCUS Online will es wissen: Wie geht Erste Hilfe richtig?

Veröffentlicht am 31. March 2022. Lesedauer 9min

„Leben retten“ - die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen in 90 Minuten erklärt. Mit dieser Intention wartet Franz Peter Mosa, Trainer für Erste Hilfe und Notfallmedizin sowie Leiter des Bereichs Aus- und Fortbildung bei PRIMEROS, in Erfurt auf die Webinar-Teilnehmer und ist bereit. Bereit, sich den Fragen der Moderatorin Anja Lange sowie jenen der Zuschauer zu stellen, die von den 509 Registrierungen an diesem Abend live beim Focus Online Webinar dabei sein können. Er hat nicht nur Antworten im Gepäck, sondern zeigt Ersthelfern anhand von Demonstrationen die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen und wie sie anzuwenden sind.

Das Webinar richtet sich an alle, die ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse auffrischen und sicherer werden wollen im Umgang mit Notsituationen. Zusätzlich können Teilnehmer im Chat Fragen an den Experten stellen.

Anja Lange beginnt das Webinar mit einem Notfall, der sich zwei Tage zuvor bei ihr in Hamburg an einer U-Bahn-Haltestelle ereignete. Ein Mann war gestürzt, lag blutüberströmt auf dem Boden und brauchte Hilfe. Zum Glück waren ihm schon Ersthelfer zu Hilfe geeilt. Aber nun fragt sie sich: „Was wäre gewesen, wenn ich die aller Erste gewesen wäre, was hätte ich tun sollen?“ Da ihr Erste Hilfe Kurs schon „etwas länger her“ ist, gibt sie zu, hätte sie es nicht gewusst. „Und ich denke, so geht es wirklich den meisten von uns.“


Moderatorin Anja Lange und Erste Hilfe Trainer Franz Peter Mosa im Gespräch.


Das Problem mit dem Erinnern

Dass sich Menschen nicht mehr an die Inhalte des letzten Erste Hilfe Kurses erinnern, ist kein Geheimnis. PRIMEROS weiß um dieses Problem und hat deshalb eigene Konzepte entwickelt, um den Kursteilnehmern in den hauseigenen Erste Hilfe Kursen das nötige Wissen interaktiv zu vermitteln – um im Notfall helfen zu können. Das spricht Franz Peter Mosa auch im Webinar an: „Unser Ziel ist es, dass Menschen aus den Kursen rausgehen, einen wunderschönen Tag hatten und ein Leben retten können.“ Mit dieser Philosophie, dass aus der Pflicht eine schöne Zeit wird, ernten Ausbilder bei PRIMEROS regelmäßig Lob und positives Feedback zu ihren Kursen.

Es ist ratsam, regelmäßig einen Erste Hilfe Kurs zu besuchen, um vieles den grauen Zellen wieder zu entlocken. Die graue Großhirnrinde ist für die Verarbeitung von Informationen und das Erinnerungsvermögen zuständig. Es ist also was dran, an dem Sprichwort mit den grauen Zellen. Und da es auch anderen so geht, wie der Moderatorin, trägt PRIMEROS bei diesem Focus Online Webinar zur Auffrischung von Erlerntem bei. Oder gibt Zuschauern, die noch keinen Erste Hilfe Kurs besucht haben, einen guten Einblick in die Thematik.


9 von 10 Menschen laufen weiter

Franz Peter Mosa macht auf ein elementares Problem aufmerksam: die meisten Menschen helfen nicht. Von zehn Menschen gehen neun bei einem Notfall vorbei, erst die zehnte Person ist bereit zu helfen. „Das ist natürlich nicht nur schade, sondern das hat Konsequenzen die weitreichend sein können.“ Denn dadurch geht wichtige Zeit verloren, die im Ernstfall

überlebensentscheidend ist. Der Trainer wirft die Frage in den Raum, was für Mindesterwartungen es an einen Ersthelfer gibt.

Folgende Punkte sind den Zuschauern laut Chat wichtig: ansprechen, nachfragen, ob Hilfe benötigt wird, Notruf absetzen, die Atmung prüfen, den Notarzt informieren, ein vertrauensvoller Umgang, den Unfallort absichern.

An Ideen mangelt es den Webinar-Teilnehmern nicht. Und all ihre Aussagen sind richtig. Tatsächlich kann man in der Ersten Hilfe nur etwas falsch machen, wenn man nichts tut, weiter geht und einen Notfall ignoriert.


Am besten zügig den Notruf absetzen

Übersteigt eine Situation die eigene Kompetenz, ist es nie verkehrt, sich professionelle Hilfe zu holen. Mit dem Handy ist der Rettungsdienst am schnellsten zu rufen. Die Nummer hierfür ist die 112, mit der man immer in der nächstgelegenen Rettungsleitstelle rauskommt. Zum Absetzen des Notrufs sollten Ersthelfer beachten, immer ein Handy dabei zu haben oder eine andere Person nach einem zu fragen. Des Weiteren sind eventuelle Rückfragen der Leitstelle zu erwarten.


Das Auffinden einer regungslosen Person

Liegt jemand an einem ungewöhnlichen Ort oder handelt es sich um eine Situation, bei der es nicht normal ist, dass eine Person auf dem Boden liegt, sollten wir prüfen, ob es demjenigen gut geht. Franz Peter Mosa betont, dass bei der Auffindung einer regungslosen Person unbedingt zu prüfen ist, ob diese wach ist oder schläft. Trifft nichts von beidem zu, schwebt die Person in Lebensgefahr! Um diese Bewusstseinszustände zu unterscheiden und zu wissen, wie es demjenigen geht, greift man in der Ersten Hilfe auf ein bestimmtes Tool zurück. Welches das ist?

Das Tolle an Live-Webinaren ist die direkte Interaktion mit den Teilnehmern. Der rege Austausch im Chat untermauert das Interesse und den Wissensdurst zu diesem wichtigen Themengebiet. Teilnehmer Tim hatte schon zuvor in den Chat die drei Disco A`s geschrieben. Auch Marie und Nina kennen sie und nutzen die Chatfunktion: Anschauen, Ansprechen und Anfassen. Reagiert jemand nicht auf diese drei Disco A`s, muss schnell um Hilfe gerufen werden, weil die regungslose Person vermutlich bewusstlos ist. „Und dann ist es natürlich wichtig, sich um die Faktoren zu kümmern, die zur Bewusstlosigkeit geführt haben“, so Franz Peter Mosa. Eine bewusstlose Person schwebt in Lebensgefahr! Die Atmung ist dann der entscheidende Faktor für das weitere Vorgehen. Ersthelfer überstrecken den Kopf des Bewusstlosen und überprüfen, ob dieser normal atmet.

Der Trainer legt selbst Hand an und übt mit den Zuschauern das Kopfüberstrecken.

Bei normaler Atmung wird eine bewusstlose Person in die stabile Seitenlage gedreht. Und bitte nur dann! Wie diese geht, demonstrieren William Tamele und Christian Waldmann live vor den Zuschauern. Die beiden bilden angehende Ausbilder aus ganz Deutschland aus und wissen genau, worauf es bei der Wissensvermittlung ankommt.

Ein Webinar ersetzt keinen Erste Hilfe Kurs. Demonstrationen sind aber ein wichtiges Werkzeug, um Wissen zu vermitteln. In der Aufzeichnung des Webinars ist zu sehen, wie eine adäquate Seitenlage funktioniert. Franz Peter Mosa betont, dass jede Person eine andere Person, egal wie groß sie auch sein mag, auf die Seite drehen kann: mit dem Hebelgesetz an Knie. Er fordert insbesondere jene Zuschauer auf, die nennenswerte Größenunterschiede zu Partnern oder Familienmitgliedern haben, das zu üben. „Und Ihr werdet sehen, es klappt ganz wunderbar.“


Ausbilder William Tamele legt Christian Waldmann in die stabile Seitenlage und überstreckt dessen Kopf.

Der Experte stoppt während der Demo von Christian Waldmann und William Tamele die Zeit, um zu zeigen, dass eine Person zügig auf die Seite drehbar ist.

Die Stoppuhr zeigt 37 Sekunden an. Darin ist ein zehn sekündiger Atemcheck enthalten. Sprich, eine Person ist in weniger als einer halben Minute in die stabile Seitenlage gelegt. „Überprüft bitte nach dem Notruf immer weiter die Atmung, dann habt Ihr alles richtig gemacht, was Ihr bei einer bewusstlosen Person, die normal atmet, wissen müsst.“

Bei unnormaler oder fehlender Atmung, bekommt das Hirn in der Regel zu wenig Sauerstoff. Ersthelfer leiten in diesem Fall die lebenserhaltende Maßnahme Herz-Lungen-Wiederbelebung ein.

Im Gegensatz zur stabilen Seitenlage lässt sich die Herz-Lungen-Wiederbelebung in Ermangelung einer Reanimationspuppe nicht ausreichend zu Hause üben. Im Webinar demonstriert William Tamele die Reanimation an einer Übungspuppe.

Erste-Hilfe-Ausbilder William Tamele checkt die Atmung der Reanimationspuppe Little Anne und zeigt anschließend die Herz-Lungen-Wiederbelebung.

Moderatorin Anja Lange hakt nochmal genau nach und möchte wissen, wo am Oberkörper der richtige Druckpunkt ist. Dieser befindet sich zwischen den Brustwarzen einer gedachten Männerbrust. Für den Fall einer ungenauen Aussage zur Atmung rät Franz Peter Mosa, „entscheidet Euch bitte immer für die Herz-Lungen-Wiederbelebung, es ist wichtiger und besser, eine mehr zu machen als einen Menschen zur Seite zu drehen, obwohl er keine Luft bekommt.“ Auch rät er, stets einen AED (Defibrillator) holen zu lassen. „Das erhöht nochmal die Überlebenswahrscheinlichkeit für den Menschen auf immerhin bis zu 75%.“

Todesursache Nummer eins in Deutschland – und wie wir helfen können

Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlafanfall zählen zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Kennen Sie die Hauptursachen für den frühzeitigen Tod der meisten Menschen? Folgende Ursachen gibt es laut den Chat-Antworten der Zuschauer des Webinars: Fettiges Essen, wenig Sport, Rauchen, Alkohol, Thrombosen, Arterienverkalkung, Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck, Stress, Bewegungsmangel, frittiertes Essen, zu viel Cholesterin, Zucker.

Ein Herzinfarkt kann dann auftreten, wenn eine Herzkranzarterie verschlossen ist. Da die meisten Notfälle Zuhause passieren, ist es sehr wahrscheinlich, dass Angehörige einen Herzinfarkt anhand bestimmter Anzeichen bemerken und zügig den Rettungsdienst alarmieren können. Franz Peter Mosa spricht hierbei von sogenannten Leitsymptomen.

Anhand dieser eindeutigen, charakteristischen Symptome sind Ersthelfer in der Lage, einen Herzinfarkt zu erkennen. Zum einen gibt es den Zerstörungsschmerz in der Brust, „die Menschen merken, wie es sie vernichtet und wie es vorbei geht. Die Schmerzen müssen unglaublich sein.“ Auch Todesangst und Atemnot sind bei einem akuten Herzinfarkt sehr wahrscheinlich. Maßnahmen sind zum einen das Beruhigen der betroffenen Person sowie das Lockern der Kleidung und das Öffnen eines Fensters. Ist der Notruf abgesetzt, sollte die Person mit erhöhtem Oberkörper warten, bis die Rettungskräfte eintreffen.

Ein Schlaganfall hat dieselben Ursachen wie der Herzinfarkt und tritt durch einen Verschluss oder das Platzen eines Hirngefäßes auf. „Hier ist es so, dass es sich immer in neurologischen Ausfällen und Merkwürdigkeiten äußert“. Betroffene sprechen plötzlich komisch oder haben eine halbseitig gelähmte Gesichtshälfte oder Körperhälfte. Auch Sehstörungen und extreme Kopfschmerzen können Anzeichen für einen Schlaganfall sein.

Ersthelfer können dann einen Schlaganfall-Test durchführen. Die betroffene Person soll einen Satz sagen, die Mundwinkel und beide Arme heben und wenn etwas davon nicht funktioniert, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sich der Verdacht bestätigt. „Und dann zählt jede Sekunde.“ Auf der ganzen Welt stirbt alle vier Sekunden jemand an einem Schlaganfall. Schnelles Handeln ist daher enorm wichtig. „Wenn du als Ersthelfer hier sofort reagierst, sofort den Notruf rufst, dann wird sich das auch positiv auf den Verlauf auswirken.“ Ein schnelleres Einliefern in eine Klinik, bringt schnellere Hilfe für die betroffene Person.

Franz Peter Mosa betont nochmal, dass man immer helfen kann und der einzige Fehler jener ist, in einem Notfall nichts zu tun. Regelmäßig einen Erste Hilfe Kurs. zu besuchen, empfiehlt der Experte dennoch. Wer dieses Thema noch weiter vertiefen möchte, kann selbst Ausbilder für Kurse werden und dabei stets sein Wissen auf dem neusten Stand halten und weitergeben.

„Leben retten“ ist das Motto des Focus Online Webinars. Mit den Werkzeugen zu den wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen, die Franz Peter Mosa und generell Erste-Hilfe-Ausbilder ihren Teilnehmern an die Hand geben, ist genau das möglich.

Wer sich die Aufzeichnung des Webinars ansehen möchte, findet diese unter: https://prm.rs/H4Q8Dy

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